Von Apple "Gesherlocked"
iPhone als Mac-Kamera: Camo-App erweitert Funktionsumfang
Die von Apple für macOS Ventura angekündigte Option, das iPhone auf einfache Weise als Webkamera zu verwenden, dürfte den Entwicklern der Mac-Anwendung Camo sauer aufgestoßen sein. Apple bietet künftig als festen Bestandteil seiner Betriebssysteme, was Camo bislang als Drittanbieter-Anwendung ermöglicht hat.
Die Camo-Entwickler fühlen sich „gesherlocked“ (siehe unten), nehmen die Herausforderung aber an und reagieren zunächst einmal mit Funktionserweiterungen für ihre App. In der neu verfügbaren Version 1.7 kommt Camo mit einem integrierten Editor als Erweiterung für seine Overlay-Funktion.
Mit den Overlays bietet Camo grundsätzlich erstmal die Möglichkeit, das von der iPhone-Kamera übertragene Bild um eigene Elemente wie etwa ein Logo zu ergänzen. Der neue Overlay-Editor integriert nun umfangreiche Bearbeitungsfunktionen in diesem Zusammenhang. So kann man etwa anpassbaren Text, Formen, Bilder und farbige Überlagerungen erstellen und dabei entweder auf eine der zahlreichen bereits mitgelieferten Vorlagen zurückgreifen oder komplett eigene Overlays kreieren. Ein zusätzliches Bildbearbeitungsprogramm oder dergleichen wird dafür nicht mehr benötigt.
Mit dem Update auf Version 1.7 bringt Camo auch eine Reihe von Verbesserungen und Fehlerbehebungen. Wer die Software testen will, kann sie mit eingeschränktem Funktionsumfang kostenlos nutzen. Die Vollversion kostet wahlweise 5 Euro pro Monat, 40 Euro für ein Jahr oder 81 Euro als Lifetime-Lizenz. Als Alternativen mit ähnlichem Leistungsumfang haben wir auch schon die Mac-Anwendungen Detail und Iriun vorgestellt.
Sherlocking: Wenn Apple Funktionen „klaut“
Im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Kamerafunktionen macht der Begriff „Sherlocking“ einmal mehr die Runde. Gemeint ist damit die Tatsache, dass Apple bislang von Drittanbietern entwickelte Funktionen in seine Betriebssysteme integriert, und die Original-Anwendungen auf diese Weise quasi überflüssig macht.
Die Namensgebung geht auf eine Aktion zu Beginn der 2000er-Jahre zurück. Damals hatte Apple die Systemsuche „Sherlock“ als Neuerung in sein Mac-Betriebssystem integriert und dabei weitgehend den Funktionsumfang einer unabhängig entwickelten und – das war das i-Tüpfelchen – unter dem Namen „Watson“ bekannten Mac-Erweiterung übernommen. Die Geschichte lässt sich hier bei den Watson-Entwicklern Karelia Software nachlesen.
Im aktuellen Fall muss man Apple allerdings zugute halten, dass der Funktionsumfang seiner iPhone-Kamera-Integration deutlich über den von Camo hinausgeht. Insbesondere die gleichzeitige Anzeige von Schreibtisch und der vor dem Mac sitzenden Person war so bislang auch mit externen Anwendungen nicht möglich.