Margrethe Vestager im Times-Interview
EU-Kommissarin Vestager: App Store-Alternative ist die Zukunft
Die für ihr Durchsetzungsvermögen bekannte EU-Kommissarin Margrethe Vestager ist in einem am Wochenende veröffentlichten Interview mit der New York Times erstmals spezifisch auf die Vorwürfe eingegangen, mit denen sich Apple Software-Kaufhaus im Rahmen mehrerer wettbewerbsrechtlicher Untersuchungen seit einigen Monaten konfrontiert sieht.
In einem halbstündigen Gespräch mit der Reporterin Kara Swisher kam die für den innereuropäischen Wettbewerb zuständige Kommissaren dabei auch auf Apple Gatekeeper-Position zu sprechen und adressierte den Kern der Kritik, mit der sich Apple sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten auseinandersetzen muss: Apps, die auf iPhone und iPad angeboten werden, können bislang ausschließlich über Apples App Store bezogen werden. Hier fordert Apple dann nicht nur eine Umsatzbeteiligung ein, sondern legt auch fest welche Apps dort überhaupt zugelassen werden.
Klare Positionierung für alternativen App Store
Eine dominierende Position, die Margrethe Vestager so nicht gutheißen wird und durchblicken lässt, in welche Richtung die momentan noch laufende EU-Untersuchung ausfallen dürfte. So fordert die Kommissarin erstmals öffentlich, dass Apple neben dem eigenen einen zweiten App Store zum Kauf mobile Anwendungen zulassen müsse.
Die dänische Politikerin verglich Apples Software-Kaufhaus dabei mit einem herkömmlichen Supermarkt ums Eck. Sollten Verbraucher die dort verlangten, zu hohen Preise nicht zahlen wollen, könnten diese immer auch eine alternative Kette besuchen. Beim App Store hätte man viel zu lange zugelassen, dass gar keine Alternativen angeboten werden.
There is a red thread in all our #antitrust cases: when markets are closed by dominant players, consumers lose out. We work so that people always have more options, whether more #musicstreaming services or another #AppStore. Great scan-through our cases with @karaswisher https://t.co/rnJ3wsntdN
— Margrethe Vestager (@vestager) June 11, 2021
Auf das Verfahren zwischen Epic und Apple angesprochen, unterstrich Vestager, dass man dieses in Europa aufmerksam mitverfolgt und auch hier der Meinung sei, dass Epics Vorwürfe gegen Apple durch das Vorhandensein eines alternativen App Stores aus der Welt geräumt werden könnten.
Darauf angesprochen, ob auch eine andere Lösung neben einem alternativen App Store gangbar wäre, betont Vestager dass man sich perspektivisch auf einen zweiten Store einstellen wird müssen.
Now, I think a second app store, that is in the future. That will take time, because it’s in a legislative proposal that we have tabled in front of the European Parliament. But I would hope that we could conclude this case in good time. And then we’d see how to remedy this. Depends, of course, very much on the Apple answer to our concerns. Some of the music streaming services, the smaller ones, they’re not doing too good. And no one can judge what would actually be the market performance of those who are still doing quite well. We have seen in other cases how damaging it can be if things takes a lot of time — then the market moves on. So obviously, we never compromise on the quality of our case work and on due process, but we need speed, because a digital marketplace and a digital world is a world where things are moving fast.