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Offener Brief warnt vor Risiken

Auch in Deutschland: Widerstand gegen Chatkontrolle wächst

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Mehr als 500 Forschende aus 34 Ländern haben die EU-Staaten in einem offenen Brief aufgefordert, die geplante Chatkontrolle zu stoppen. Nach ihrer Einschätzung ist die vorgesehene Massenüberwachung privater Kommunikation technisch nicht umsetzbar und gefährdet grundlegende Freiheitsrechte.

Chatkontrolle

Aktuell spricht sich Deutschland gegen die Chatkontrolle aus

Die Kritik kommt wenige Wochen vor der geplanten Entscheidung der EU-Innenminister Mitte Oktober. In Deutschland erhöht sie den Druck auf die Bundesregierung, eine klare Position zu beziehen.

Offener Brief warnt vor Risiken

Die Unterzeichner des offenen Briefes verweisen auf mehrere Probleme. Zum einen sei es nicht möglich, die Kommunikation von Hunderten Millionen Menschen mit der notwendigen Genauigkeit zu durchsuchen. Bereits die freiwilligen Prüfungen hätten gezeigt, dass ein erheblicher Teil der Meldungen falsch sei. So stellte das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr fest, dass jede zweite eingegangene Meldung ohne strafrechtliche Relevanz blieb. Kriminelle könnten die Erkennungssysteme zudem leicht umgehen, indem sie Bilddateien minimal veränderten oder Links verschleierten. Betroffen wären vor allem unbescholtene Nutzer.

Darüber hinaus warnen die Forschenden vor einer möglichen Ausweitung der Infrastruktur. Die Gefahr bestehe, dass die Chatkontrolle für Zensur oder politische Überwachung genutzt werde. Vergleichbare Systeme gebe es bislang nur in China, wo sie zur Unterdrückung politischer Gegner eingesetzt würden. Auch das digitale Briefgeheimnis sei bedroht, da massenhafte Scans ohne konkreten Anlass einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre darstellten.

Politische Uneinigkeit in Berlin

Deutschland spielt bei der Abstimmung im Rat der EU eine Schlüsselrolle. Eine Enthaltung oder ein Nein könnte eine Sperrminorität gegen das Vorhaben ermöglichen. Während das Bundesinnenministerium auf eine gemeinsame Linie innerhalb der Koalition drängt, verweist das Justizministerium auf die rechtlichen Grenzen, die bereits bei der Vorratsdatenspeicherung deutlich geworden seien. Der frühere Europaabgeordnete Patrick Breyer fordert die Bundesregierung auf, ein klares Veto einzulegen. Aus seiner Sicht lösten auch Ausnahmen für verschlüsselte Dienste das Grundproblem nicht.

Ob Deutschland tatsächlich eine ablehnende Haltung einnimmt, ist noch offen. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wird an einem Kompromiss gearbeitet, der sowohl den Schutz von Kindern als auch den Erhalt vertraulicher Kommunikation berücksichtigen soll. Bis Mitte Oktober muss die Bundesregierung ihre Position festlegen.

12. Sep. 2025 um 06:51 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


    35 Kommentare bisher. Dieser Unterhaltung fehlt Deine Stimme.
  • Selbst wenn das kommen würde, was schlecht wäre, haben viele Messenger ohnehin E2E-Encryption, sogar WhatsApp hat das. Und der Rest wird dann wahrscheinlich nachziehen. Bei iCloud kann man ADP aktivieren und dann kommt auch niemand mehr rein. Also man kann für sich selbst ausreichende Schutzmaßnahmen treffen, besser wäre es aber natürlich, wenn man das gar nicht erst tun müsste.

  • Erich H. hätte seine helle Freude an der aktuellen Entwicklung. Diese Möglichkeiten gab es damals zum Glück nicht.

    • Die hätte er jetzt schon. Informationen. Man denke z.B. nur an die vielfältigen Möglichkeiten des Profilings über Social Media, Online-Plattformen und ähnliche Quellen.

    • Früher gab es auch kein Internet und schriftliche Kommunikation erfolgte über Briefe.
      Meinst Du, die Stasi hat nicht die Briefe geöffnet und gelesen bei denen das für nötig erachtet wurde?!?

      • Darum ging es doch. Briefe öffnen dauert sehr lange, ist umständlich und wenig effektiv. Mit dem, was sie jetzt vor haben, kann man das, was zu DDR Zeiten gemacht wurde, vollständig automatisieren.

        Und wenn jemand auffällt, schaut man in das automatisch erstellte Profil und findet genug Ansätze, um die Person unschädlich zu machen.

      • Ja, es geht schneller weil es heute automatisiert möglich ist.
        Dennoch bestand zur Zeit der Briefkommunikation genau dieselbe Möglichkeit. Nur eben langsamer, da manuell durch Menschen.

      • @DC Sie hatten eine Maschine, die genau das automatisierte. Zu besichtigen im Stasi-Museum in Leipzig.

      • Nur konnte die stasi nicht auf die briefe zugreifen die schon lange angekommen sind

  • Als ob das die Welt auch nur ein bisschen sicherer machen würde. Kriminelle finden immer eine alternative Kommunikationsplattform. Und alle anderen müssen für so ne Scheissidee chinesische Verhältnisse erdulden.

    • Sehe ich ähnlich. Ich denke auch das sich Kriminelle nicht an ein Waffenverbot halten. EncroChat z.B. ist auch aus dem Bedarf entstanden. Geld spielt in diesen Kreisen keine Rolle, dann wird eben etwas entwickelt – Kosten Nutzen Faktor ist dort immens. Das grundsätzliche Problem ist doch, das unsere Strafverfolgungsbehörden zu langsam, zu alt und zu starr sind.

      • Nein. Die vorhandenen Gesetze sind für eine Strafverfolgung völlig ausreichend. Man will die Chat Kontrolle nicht wegen „krimineller Aktivitäten“ sondern um den politischen Gegner zu erkennen und auszuschalten, wenn man selbst an der Macht ist.

      • @DC Gut, das Du das weißt.
        Stammtisch.

  • Wenn sie wissen möchten, was ich von ihnen halte, dürfen sie ruhig mitlesen. Bademantel hängt griffbereit ;-)

  • Kommt eh alles früher oder später leider. Hauptsache die Bienen arbeiten.

  • Vermutlich ist chatkontrolle keine lösung. Aber dann muss man gegen diese aufhetzenden Algorithmen vorgehen. Hass und Fremdenangst (schon die vorm nachbar) werden immer größer und treiben uns weiter in kleine gruppen. Das stinkt zu himmel.

  • Sehr gut – damit bereitet die EU den links- und rechtsradikalen Parteien, die entweder schon an der Macht sind oder in Bälde kommen werden, den Boden zur Überwachung und Eliminierung ihrer Kritiker und Feinde.

  • Wir Deutsche wissen aus leidvoller eigener Erfahrung: Freiheit ist kein Geschenk. Freiheit muss errungen und beständig verteidigt werden.

    – Zitat Westerwelle –

  • Die Verantwortlichen wollen doch nur das Beste für den Bürger. Es dient alles nur zu unser aller Sicherheit. (Ironie!)

  • Dann wird das Nokia 3310 plötzlich wieder im Wert steigen.

  • Was die Bundesregierung will, ist seit einiger Zeit nicht mehr das, was die Bürger wollen.

  • Redet mit. Seid nett zueinander!

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