Schlüsselfertiges System zur Massenüberwachung
Umstrittener Foto-Abgleich: Kritik an Apple hält unvermindert an
Die Stellungnahme Apples, mit der das Unternehmen am Freitagnachmittag auf die seit Wochen anhaltende Kritik an den Plänen Cupertinos reagierte, zum Upload vorgemerkte Fotos auf den Endgeräten der eigenen Kunden mit einer Datenbank bekannter Missbrauchsbilder abzugleichen, fiel mit gerade mal einem Text-Absatz erstaunlich wortkarg aus.
Nach zahlreichen Versuchen, die selbst gesetzten Ziele in Interviews und mit technischen Dokumenten (die mehrfach durch neue Veröffentlichungen ergänzt wurden) zu rechtfertigen, hat Cupertino kurz vor dem Wochenende die Pause-Taste gedrückt.
Überarbeitung ist nicht genug
Die neuen Funktionen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sollen nun nicht direkt mit iOS 15 ausgerollt werden, sondern noch mal überprüft, abgeklopft, im Gespräch mit der Community der Sicherheitsforscher erörtert und erst zu einem späteren Zeitpunkt auf den mehr als einer Milliarde aktiven iOS-Geräten ausgerollt werden.
Die Reaktion mit der Apple auf den Druck reagiert, den Journalisten, Wissenschaftler, Bürgerrechtler und Politiker in den vergangenen Wochen aufgebaut haben, geht den Wortführern der kritischen Masse jedoch nicht weit genug.
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So hat sich die Elektronik Frontier Foundation (EFF), die wichtigste Bürgerrechtsorganisation für Netzaktivisten in den Vereinigten Staaten, noch mal deutlich gegen eine verzögerte Einführung der Kinderschutz-Funktionen ausgesprochen, zu denen die Nacktbild-Erkennung in iMessage und die Foto-Prüfung vor dem iCloud-Upload zählt.
Schlüsselfertiges System zur Massenüberwachung
Apples Infrastruktur würde die Privatsphäre der iPhone-Nutzer weltweit in massive Gefahr bringen und autoritären Regimen ein System zur Massenüberwachung in die Hand drücken, mit dem sich die eigenen Bürger problemlos ausspionieren lassen würden.
Unter Verweis auf die zahlreichen Protestschreiben die in den vergangenen Wochen formuliert wurden, fordert die EFF Apple dazu auf die Pläne vollständig über Bord zu werfen und die angekündigten Kinderschutz-Funktionen auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht in die Betriebssysteme der hauseigenen Geräte zu integrieren.