Erste Experimente in Lateinamerika
Netflix macht ernst: Vorgehen gegen Tauschpasswörter verwirrt
Noch im laufenden Jahr will Netflix weltweit gegen die Weitergabe von Kennwörtern vorgehen. Während der Video-Streaming-Dienst noch 2017 mit dem Teilen persönlicher Accounts kokettierte und Twitter-Nachrichten wie „Love is sharing a password“ veröffentlichte, stehen zu freigebige Abo-Kunden inzwischen im Visier des US-Konzerns.
Love is sharing a password.
— Netflix (@netflix) March 10, 2017
Bezahl-Zugänge, die mit anderen Nutzern geteilt werden, soll es fortan nicht mehr geben. Hier will Netflix Zusatz-Zahlungen etablieren, um wenigstens etwas von den erweiterten Freundeskreisen zu profitieren, die sich einen gemeinsamen Netflix-Zugang teilen. Unklar ist allerdings wie Netflix dies anstellen will.
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Erste Experimente in Lateinamerika
Einen Ausblick darauf, wie der Konzern gegen Tauschpasswörter vorgehen wird, gibt es derzeit in Chile, Costa Rica und Peru. Netflix scheint die vergleichsweise kleinen Märkte in Lateinamerika als Experimentierfelder zu nutzen und geht hier aktiv auf Nutzer zu bzw. gegen Nutzer vor, die ihren Netflix-Zugang mit anderen Anwendern teilen.
Bild: Twitter
Die Botschaft des Konzerns ist dabei jedoch alles andere als eindeutig. So hat Netflix lange Zeit darauf verzichtet den Begriff „Haushalt“ zu definieren, der bereits in den Netflix-Nutzungsbedingungen stand, als der Konzern noch zum Teilen von Passwörtern aufgerufen hat. Dies wurde nun nachgeholt und beinhaltet nur Personen, die mit einem zahlenden Abonnenten zusammenwohnen. Wer in anderen Wohnungen, Städten oder Ländern wohnt, verstößt gegen die konkretisierten Netflix-Nutzungsbedingungen.
Um dennoch weiterhin einen gemeinsamen Account nutzen zu können sollen Anwender in Peru umgerechnet $2 zahlen um bis zu zwei externe Personen in einen bestehenden Netflix-Zugang aufzunehmen. Zum Vergleich: Einzel-Accounts kosten in Peru umgerechnet knapp $7.
Noch ohne Konsequenzen
Allerdings werden betroffenen Kunden nicht einheitlich informiert, sondern erhalten unterschiedliche Botschaften von Netflix, wie Rest of World berichtet. Diese hätten einige Anwender zur Kündigung laufender Accounts veranlasst, wurden von anderen jedoch ignoriert, ohne damit spürbare Konsequenzen zu provozieren. Rest of World schreibt:
Insgesamt haben die Unklarheit darüber, wie Netflix einen „Haushalt“ definiert, und die unterschiedlichen Gebühren, die für die verschiedenen Kunden erhoben werden, die Abonnenten verwirrt, so dass ein Vorgehen der Verbraucherschutzbehörden droht.
Netflix scheint zusätzliche Gebühren einzufordern, deren Bezahlung aber nicht durchzusetzen. Dies bestätigen auch lateinamerikanische Support-Mitarbeiter des Streamers. Nun hat das Vorgehen erste Verbraucherschutz-Organisationen auf den Plan gerufen, die das Verhalten des Konzerns genauer prüfen wollen und die Tauschpasswort-Offensive im Rest der Welt damit verzögern könnten.