Abhören per Webbrowser:
Google Chrome kann im Hintergrund Gespräche aufzeichnen
Falls ihr den Google-Webbrowser Chrome benutzt, solltet ihr besuchten Webseiten nicht allzu freizügig die Erlaubnis zum Zugriff auf euer Mikrofon oder die Kamera erteilen. Es besteht die Möglichkeit, dass die Mikrofonaufnahmen im Hintergrund an Google oder andere Webseiten übertragen werden, ohne dass ihr dies bemerkt.
Offenbar haben Googles Programmierer bei der Implementierung der insbesondere für die Sprachsteuerung gedachten Funktion übersehen, dass sich die Audioaufzeichnung auch durch ein verstecktes „Pop-under“-Fenster aktivieren lässt. Sämtliche vom Mikrofon aufgezeichnete Gespräche und Geräusche würden dann zunächst zur Spracherkennung zu Google und dann an die anfordernde Webseite übertragen – und zwar ohne dass die sonst üblichen Symbole im Kopf des Browserfensters darüber informieren.
Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass ihr der betreffenden Webseite zuvor die Erlaubnis zur Aktivierung des Mikrofons gegeben habt. Dies ist nach Ansicht des auf diese Lücke gestoßenen Entwicklers Tal Ater angesichts der vermehrt in moderne Geräte implementierten Sprachsteuerungsoptionen allerdings nichts Ungewöhnliches. Wie in dem unten eingebetteten Video gezeigt, könnte eine so autorisierte Webseite nach Schließen des Hauptfensters über ein versteckt geöffnetes Fenster im Hintergrund die Aufzeichnung so lange fortführen, bis der Chrome-Browser geschlossen wird. Selbst die Möglichkeit einer Audioüberwachung, die beim Erfassen bestimmter Schlüsselworte eine Aufzeichnung startet, zeigt Ater als mögliche Form des Missbrauchs auf.
(Direktlink zum Video)
Google selbst zeigt sich ob der Problematik entspannt. Gegenüber der US-Webseite Ars Technica betonte eine Sprecherin, dass die Sicherheit der Nutzer natürlich hohe Priorität habe, man aber keine konkrete Bedrohung sehe. Schließlich müsse man die Sprachaufzeichnung als Nutzer zunächst ja genehmigen.
Auf das Problem aufmerksam gemacht wurde Google bereits vor vier Monaten. Die für diesen Bereich zuständigen Entwickler hatten laut Aters Blogeintrag auch bereits kurze Zeit später einen diesen Missbrauch verhindernden Patch programmiert – veröffentlicht wurde dies in Form eines Updates allerdings bis heute nicht.
Chrome-Einstellungen zum Zugriff von Mikrofon und Kamera
Ihr könnt mit ein paar Klicks selbst überprüfen, ob ihr bereits entsprechende Genehmigungen an Webseiten verteilt habt. Öffnet dazu den Bereich „Inhaltseinstellungen“ in den Chrome-Einstellungen und werft dort einen Blick auf den Bereich „Medien“. Als von Google empfohlener Standard sollte die Option „Nachfragen, wenn eine Website auf meine Kamera und mein Mikrofon zugreifen möchte“ aktiviert sein. Falls ihr bereits Ausnahmen an Webseiten vergeben habt, werden diese hier auch aufgelistet und lassen sich ebenso wieder entfernen.