Heimliche Profiteure des Quanta-Hacks
Geklaute MacBook-Schaltpläne helfen unabhängigen Reparatur-Profis
Vergangenen Monat machte eine Ransomware-Attacke beim Apple-Zulieferer Quanta die Runde. Offenbar wurden im Rahmen des Erpressungsversuchs die Systeme von Quanta kompromittiert und die Angreifer drohten damit, in größerer Zahl sensible Dokumente zu veröffentlichen. Um ihre Forderungen zu unterstreichen, hatten sie über einschlägige Kanäle interne Konstruktionspläne von MacBooks online gestellt.
Es ist unbekannt, wie es in der Angelegenheit weitergegangen ist. Die geforderten Beträge von 50 oder mehr Millionen US-Dollar erschienen unrealistisch hoch und kaum jemand kann sich vorstellen, dass Quanta oder Apple diesbezüglich eingeknickt ist. Doch haben die Erpresser seither nichts mehr öffentlich von sich hören und die genannten Fristen verstreichen lassen.
Mit Blick auf den Inhalt der in diesem Zusammenhang veröffentlichten Dokumente lässt sich lediglich sagen, dass keine Erkenntnisse über neue Produktdesigns enthalten waren. Wer sich Hinweise beispielsweise auf ein kommendes MacBook-Design erhofft hat, wurde enttäuscht. Profitieren können von den neu verfügbaren Details allerdings von Apple unabhängige Reparaturbetriebe. Das Magazin Vice hat vor diesem Hintergrund das Gespräch mit dem Louis Rossmann gesucht. Der bekannte YouTuber besitzt ein namhaftes Reparatur-Unternehmen und ist zugleich als Sprachrohr der „Free to Repair“-Initiative bekannt, die ihrerseits gesetzliche Vorgaben mit Blick auf die Bereitstellung von ausführlichen Reparaturanleitungen durch Hersteller wie Apple fordert.
Rossmann: Interne Dokumente helfen bei Datenrettung
Rossmann zufolge kann der Zugriff auf solche Dokumente externe Anbieter dabei unterstützen, ihren Kunden Reparaturen anzubieten, die sie so bei Apple selbst nicht erhalten würden. Insbesondere steht hier das Thema Datenrettung im Fokus. Teils ließen sich dank der Kenntnis von Schaltplänen und Komponenten Wege finden um Geräte zu reparieren, die beim Hersteller als Totalschaden klassifiziert und somit höchstens für einen kostenpflichtigen Austausch ohne Datenübernahme berechtigt wären.
Rossmann betont, dass er den illegalen Zugriff auf solche Schaltpläne nicht als erstrebenswerte Lösung ansieht. Er würde es durchaus vorziehen, für solche Details eine Jahresgebühr von beispielsweise 1.000 Dollar an Apple zu entrichten – doch sei ein solches Angebot nicht verfügbar.
Apple beruft sich mit Blick auf seine Verschlossenheit diesbezüglich auf Geschäftsgeheimnisse und die Gefahr, dass die Konkurrenz auf diesem Weg an sensible Informationen gelangen könnte. Dergleichen sehen die „Right to Repair“-Verfechter jedoch eher als vorgeschobenes Argument. Es sei unrealistisch, dass Apple mit jeder Modellgeneration neue schützenswerte Technologien hinterlegt. Vielmehr würden wesentliche Bestandteile des Innenlebens vielleicht neu angeordnet, doch im Großen und Ganzen über mehrere Generationen mehr oder weniger unverändert weitergeführt.
Dementsprechend sei die Nachfrage vorhanden und werde auf dem Schwarzmarkt auch abgedeckt. Entsprechende Informationen ließen sich auf verschiedensten Wegen beschaffen und würden beispielsweise auf UBS-Sticks oder auch CDs gehandelt.