Review: Synology DiskStation 214play als Multimedia-Zentrale
Bei der DiskStation DS214play von Synology handelt es sich um ein NAS-System für Privatanwender, das auf Multimedia-Inhalte spezialisiert ist. Rein äußerlich ist das Gerät kaum zu unterscheiden von seinem Bruder, dem DS214. Das Gehäuse ist fast identisch, die play Version bekam allerdings einen SD-Kartenleser auf der Vorderseite spendiert sowie einen eSATA-Anschluss auf der Rückseite. Darüber hinaus besitzt die play Variante einen integrierten Hardware-Videotranskoder, der gängige Videoformate in Echtzeit konvertieren kann. Es besteht somit die Möglichkeit, Videos bis zur Full-HD Auflösung auf ein iOS Gerät zu streamen, deren Format nativ eigentlich nicht unterstützt wird. Einen HDMI-Ausgang zum direkten Anschluss an einen TV oder AV-Receiver besitzt die DS214play nicht.
Durch die Optimierung für die Multimedia-Verarbeitung, will die DS214play den steigenden Bedarf für hochwertiges Foto-, Musik-und Video-Streaming erfüllen, während alle anderen Aspekte des NAS bestehen bleiben.
Wir haben das Gerät intensiv getestet und wollen uns in diesem Review hauptsächlich auf die Multimedia-Eigenschaften konzentrieren, vor allem bei Verwendung im Apple- und iOS-Umfeld. Über die allgemeinen NAS-Eigenschaften der DiskStations haben wir bereits in der Vergangenheit des öfteren berichtet und die DS214play steht dem natürlich in nichts nach.
Unser Testgerät bekam zwei „Western Digital Red“ Festplatten mit je 4 Terabyte Kapazität spendiert, die problemlos und ohne Werkzeug in die DiskStation eingeschoben werden können. Über eine Web-Oberfläche im Browser hilft ein Wizard beim Einrichten des Systems. Die beiden Festplatten haben wir zu einem „Synology Hybrid Raid (SHR)“ Volume zusammen geführt. Dadurch stehen zwar nur knapp 4 TB an Gesamtkapazität zur Verfügung, allerdings ist es kein Problem, wenn eine der beiden Platten kaputt gehen sollte. Die Daten sind somit geschützt.
Der DiskStation Manager (aktuell in Version 5) beinhaltet das sogenannte „Paket-Zentrum“, den man sich wie eine Art AppStore vorstellen kann. Hierüber lassen sich individuell Funktionalitäten nachinstallieren, z.B. die AudioStation für Musik, die PhotoStation für alles rund um eure Fotos oder die VideoStation für Filme und Serien. Aufgrund der Anzahl an erhältlichen Erweiterungen können wir unmöglich auf alle einzeln eingehen und beschränken uns auf die wichtigsten.
Filme, Serien und Filme mit der VideoStation
Die VideoStation ist sozusagen das Herzstück der DS214play, das Mediacenter für Filme, Serien und Videos. Wir haben sie bereits detailliert hier vorgestellt. Wer bereits mit anderen MediaCenter Lösungen wie Plex oder XBMC gearbeitet hat, dem kommt die Einrichtung vertraut vor. Man entscheidet initial, in welche Verzeichnisse die jeweiligen Medientypen archiviert werden. Befüllen kann man die Ordner im einfachsten Fall via Netzwerkfreigabe oder per USB. Der integrierte Media-Scanner der VideoStation analysiert die hinzugefügten Dateien und findet automatisch Metadaten wie Titel, Name, Beschreibung, Cover etc. Bei Privataufnahmen muss man natürlich manuell Hand anlegen. Die Arbeit lohnt sich, denn man muss sich künftig nicht mit unschönen Dateinamen zufrieden geben und die Präsentation sowohl in der Web-Oberfläche als auch in der iOS App profitieren stark davon. Die automatische Erkennung hat in unseren Tests gut funktioniert, sowohl für Serien als auch für Filme. Die Wiedergabe der Medien kann auf den unterschiedlichsten Wegen erfolgen. Auf dem Mac/PC kann das Video direkt via Browser gestartet und abgespielt werden. Alternativ kann man auch ein anderes Zielgerät auswählen, in unserem Test z.B. ein AppleTV (via AirPlay) oder ein Samsung SmartTV (via DLNA).
Alle Optionen stehen auch in der iOS App (AppStore Link) zur Verfügung. Mehrere Tonspuren stellen prinzipiell kein Problem dar, auch externe Untertitel lassen sich bei Bedarf ein- oder ausschalten. Videos in voller HD-Auflösung (1080p) werden problemlos und ruckelfrei wiedergegeben. Eine kleine Einschränkung gibt es allerdings: In Verbindung mit AirPlay wird kein DTS-Ton unterstützt. Ein Video, das ausschließlich DTS-Ton besitzt, kann leider via AirPlay nicht abgespielt werden, weder auf einem iOS Gerät noch auf dem AppleTV. Der Samsung SmartTV hat hingegen keine Probleme per DLNA, der DTS-Ton kam korrekt an und konnte auch problemlos per optischem Kabel an einen AV-Receiver weitergeleitet werden. Andere Mediencenter lösen dieses Problem, indem der DTS-Ton vorher transkodiert wird, z.B. in AAC. Dies kann die DiskStation leider nicht, vermutlich aus lizenzrechtlichen Gründen.
Optional können Videos auch offline gespeichert werden. Allerdings funktioniert das nur, wenn die Datei bereits in einem iOS-kompatiblen Format vorliegt (MPEG4/H264 mit AAC-Ton).
iTunes Freigaben und Musik mit der Audio Station
Die DiskStation bietet per entsprechender Erweiterung die Option, lokal gespeicherte Musik über eine iTunes Freigabe im lokalen Netzwerk bereit zu stellen. Die erstmalige Einrichtung lief für uns selbsterklärend. Wer dennoch Hilfe benötigt, findet beispielsweise auf der Synology Homepage kurze Tutorials für Windows und Mac. Unsere Musiksammlung war unmittelbar in iTunes sichtbar auf einem MacBook und die Wiedergabe klappte ebenfalls auf Anhieb. Probleme gab es mit der Anzeige der Alben-Cover. Abhilfe schafft lediglich das Abspeichern eines jeden Covers im entsprechenden Ordner auf der DiskStation. Es bleibt zu beachten, dass über diese Art der iTunes Freigabe die Musik weder editiert noch kopiert werden kann (z.B. auf iPod/iPhone).
Bei der Audio Station handelt es sich um eine Anwendung, mit deren Hilfe man seine Musik auch ohne iTunes auf mobilen Clients (per iOS/Android-App) oder per Web-Interface direkt im Browser abspielen kann. Die Musik lässt sich wahlweise lokal auf dem jeweiligen Endgerät wiedergeben oder sogar per AirPlay an ausgewählte Lautsprecher senden. In unserem Test gab es Probleme, sofern man mehrere AirPlay Ziele gleichzeitig ausgewählt hat. Auf Nachfrage teilte man uns mit, dass das Problem bekannt sei und in einem künftigen Software-Update behoben werden soll (falls nicht inzwischen schon geschehen). Davon abgesehen funktionierte alles reibungslos.
Fotos verwalten und sichern mit der Photo Station
Für die zentrale Verwaltung und Sicherung von Fotos bietet der Disk Station Manager ebenfalls eine Lösung. Zum Schutz der eigenen Privatsphäre gibt es immer mehr Leute, die ihre Fotos ungern auf fremden Servern von Google, Dropbox und Konsorten vorhalten möchten. Die Photo Station ermöglicht es, sämtliche Fotos zentral auf der Disk Station vorzuhalten und zu verwalten. Hierfür müssen initial sämtliche Fotos einfach auf die DiskStation kopiert werden, standardmäßig in den „photos“ Ordner. Daraufhin startet automatisch die Indexierung sowie die Erstellung von Vorschaubildern. Je nach Größe eures Foto-Archivs kann das natürlich einige Zeit in Anspruch nehmen. Im Web Interface können die Fotos betrachtet und bearbeitet werden. Man kann sowohl gewöhnliche Alben als auch Smart-Alben erstellen, vergleichbar mit den Smart Playlists von iTunes. Über das Kontextmenü können Fotos bei Bedarf gedreht und die Tags bearbeitet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, ein öffentliches Fotoblog zu erstellen oder Bilder in soziale Netzwerke zu teilen. Auf einer Demo-Seite kann man sich selbst ein Bild davon machen.
Mit der DS photo+ App (AppStore Link) können die Fotos auch auf dem iPhone, iPod und iPad betrachtet werden. Alben können gezielt offline auf den mobilen Geräten gespeichert und unterwegs betrachtet werden. Zusätzlich beinhaltet die DS photo+ App eine Backup-Funktion für die iOS Aufnahmen (wir berichteten). Damit kann man alle iOS-Fotos und -Videos automatisiert via WLAN auf die DiskStation übertragen lassen und sichern.
Fernzugriff mit Quick Connect
Es besteht die Möglichkeit, nicht nur zu Hause in den eigenen vier Wänden sondern auch unterwegs via Internet auf seine DiskStation zuzugreifen. Normalerweise ist das nur eine Angelegenheit für erfahrene Nutzer, da hier einige Anpassungen im Router (Portweiterleitungen) sowie in der Regel die Nutzung eines dynamischen DNS Services nötig sind. Synology macht es dem Benutzer allerdings sehr einfach und hat hierfür explizit den Quick Connect Service zur Verfügung gestellt, der einem die ganze lästige Arbeit abnimmt. Sobald man seine persönliche Quick Connect ID einmalig eingerichtet hat, ist die Disk Station unter einer eindeutigen URL immer und überall erreichbar (z.B. http://quickconnect.to/villakunterbunt).
Wir konnten auf diese Weise sehr einfach mit der Video Station App auf dem iPhone einen Film in HD (720p) von unserer Disk Station zu Hause streamen und per AirPlay auf dem AppleTV von Freunden wiedergeben. Zu beachten ist hier natürlich, dass der private Internetanschluss die benötigte Upload-Bandbreite bereitstellen muss.
Drittanbieter Anwendungen
Neben den offiziell von Synology zugelassenen Anwendungen besteht auch die Möglichkeit, Pakete von Drittanbietern zu installieren. Hierfür stellen viele Entwickler ein Repository bereit, das man in den Paket-Manager integrieren kann. Eine ähnliche Vorgehensweise, wie man sie von der Cydia App auf Jailbreak-Geräten kennt. Auf diese Weise kann man beispielsweise den Plex Server auf der DiskStation installieren, unsere erste Wahl, wenn es um Media-Center geht. Die Kür wäre für uns gewesen, wenn auch der Plex Server Gebrauch machen könnte vom integrierten Hardware-Transkoder der DS214play. Leider ist dies jedoch nicht der Fall. Sobald man einen Film vom iOS Plex Client startet, der nicht iOS-kompatibel ist, beginnt der Plex Server auf der DiskStation mit Transcoding. Allerdings über die CPU der Disk Station, die dafür natürlich nicht ausgelegt ist. Die Auslastung klettert binnen Sekunden auf 100% und die Wiedergabe bleibt permanent hängen. Keine Probleme gibt es, wenn der Plex Client kein explizites Transcoding benötigt. Die Plex Clients auf einem Mac mini und auf dem Samsung Smart-TV konnten alle von uns getesteten Filme auch ohne Transcoding abspielen und demzufolge natürlich flüssig und bis zu 1080p. Wer seine Filme und Serien hauptsächlich auf iOS Geräten konsumiert, ist daher in jedem Fall mit der Video Station besser bedient als mit Plex. Im Plex-Forum gibt es einen langen Thread zu diesem Thema.
Time Machine Backup und Cloud Station
Über die Erweiterungsmöglichkeiten der DiskStation könnten wir problemlos noch viele Seiten füllen. Mac Nutzer können relativ einfach eine automatisierte Time Machine Sicherung auf der Disk Station einrichten.
Mit der Cloud Station besteht sogar die Möglichkeit, sich quasi eine eigene „Dropbox“ einzurichten. Es gibt Erweiterungen für einen eigenen Print-, Web- und Mailserver. Die Download-Station kümmert sich um all eure Downloads, die per Browser-Erweiterung optional remote angetriggert werden können und direkt auf der Disk Station gespeichert werden.
In den Kommentaren dürft ihr uns gerne mitteilen, für welche Einsatzgebiete ihr eure Disk Station verwendet. Wer den Disk Station Manager in Aktion sehen möchte, kann ihn hier in einer Live Demo ausprobieren. Abschließend möchten wir einige Punkte nennen, die uns an den Disk Stations von Synology besonders gefallen:
- einfache Einrichtung
- individuelle Erweiterbarkeit mit Software-Modulen
- große Community
- ständige Software-Aktualisierungen, die den Funktionsumfang erweitern
- gute Performance (Lese-/Schreibgeschwindigkeit, etc.)
- mobile Apps für die gängigen Plattformen (iOS, Android, Windows Phone)
- gute Mac OS X & iOS Integration