Konsolidierung von iOS und macOS schuld
macOS Sierra: PDF-Probleme gravierender als angenommen
Die PDF-Probleme des aktuellen Mac-Betriebssystems macOS Sierra scheinen gravierender auszufallen als bislang angenommen. Während die Berichterstattung in den zurückliegenden Monaten vor allem auf die Dokumenten-Scanner der Fujitsu-Tochter ScanSnap abzielte, warnen erste Entwickler jetzt vor der für die PDF-Verarbeitung verantwortlichen System-Komponente Apples.
So habe sich Apple vor der Freigabe von macOS Sierra dazu entscheiden das PDFKit Framework komplett neu zu schreiben und so für zahlreiche Aussetzer in Drittanbieter-Anwendungen gesorgt, die nicht auf eine eigene sondern auf die von Apple bereitgestellte System-Bibliothek setzen.
Unter der Überschrift „Sierra PDF Problems Get Worse in 10.12.2“ hat Adam Engst die Wortmeldungen aus der Developer-Community zusammengefasst und zeichnet ein düsteres Bild der PDF-Kapazitäten des aktuellen Mac-Betriebssystems. So hat sich unter anderem Christian Grunenberg, seines Zeichens für die Dokumentenverwaltung DEVONthink verantwortlich, zu Wort gemeldet:
[…] Apple wollte eine gemeinsame Grundlage für iOS und macOS verwenden. Allerdings wurde diese viel zu früh veröffentlicht und warf zahlreiche Funktionen über Bord, ohne sich dabei (eine Entscheidung, mit der ich von Apple bislang noch nicht konfrontiert wurde) um entsprechende Kompatibilitätsabhängigkeiten zu kümmern.
Noch schlimmer ist: Viele der bislang verfügbaren Features sind jetzt defekt oder wurden gar nicht erst implementiert. Dies führte dazu, dass wir [unsere Apps um] viele Workarounds ergänzen oder die Funktionen selbst implementieren mussten. Und es gibt immer noch einiges zu tun.
10.12.2 führte zudem neue Probleme ein (immerhin scheint sich Apple inzwischen zumindest um die Kompatibilitäts-Fehler zu kümmern) und behob fast keinen der bekannten Bugs. Und von diesen ist nicht nur DEVONthink betroffen, eine ganze Reihe anderer Drittanwendungen (etwa EndNote, Skim, Bookends und EagleFiler) haben mit den gleichen Fehlern zu kämpfen.
Vorschau.app offenbar nicht betroffen
Und Grunenberg steht mit seinen Beobachtungen nicht alleine da. Auch der Entwickler der erst kürzlich auf ifun.de besprochenen Dokumentenverwaltung EagleFiler, Michael Tsai, kann ein Lied von den PDF-Macken in macOS Sierra singen:
Ich wurde mit zahlreichen PDF-Bugs in macOS 10.12.0 konfrontiert. Soweit ich weiß, hat Apple davon bislang keinen adressiert. Für macOS 10.12.2 habe ich bereits zwei neue Bug-Reports geschrieben. Es ist traurig, dass grundlegende Funktionen schon so lange fehlerhaft sind – vor allem wenn man bedankt, dass Apple im PDF-Bereich bislang zu den Branchenbesten gehörte.
Im Gegensatz zu den betroffenen Drittanwendungen scheint Apples Vorschau.app nicht von den Code-Fehlern im PDFKit Framework betroffen zu sein.
Ein Umstand, der darauf hindeuten könnte, dass sich Apple dafür entschieden hat, nicht etwa die Unzulänglichkeiten im PDFKit Framework zu korrigieren, sondern eigene Workarounds in Vorschau implementiert hat um iOS und macOS unter Zeitdruck mit den selben Komponenten ausstatten zu können.