720 Wh, 2 EU-Steckdosen, 4 x USB
EcoFlow River Pro im Einsatz: Powerstation mit App, Solar und USV
Im Anschluss an unsere ausführliche Besprechung des Jackery Explorer 1000 habt ihr uns in den Kommentaren zum Artikel darum gebeten, auch die im direkten Vergleich deutlich günstigeren Modelle von EcoFlow zu Mustern.
Der EcoFlow River Pro mit 720 Wh
Genau dies haben wir mit dem EcoFlow River Pro den vergangenen Tagen gemacht. Im folgenden sind unsere Eindrücke des kompakten, autonomen Stromspenders mit zwei EU-Steckdosen, einer Kapazität von 720 Wattstunden und einer begleitenden iPhone-Applikation notiert.
Eine nachgefragte Produktkategorie
Plötzlich sind die tragbaren Stromspender also überall anzutreffen: Anker wird im kommenden Monat ein drittes Powerhouse binnen 60 Tagen in den deutschen Markt einführen. Die Modelle des Anbieters Jackery sind so nachgefragt, dass der Explorer 1000 kurz davor steht die Grenze von fast 4000 Amazon-Bewertungen zu knacken. Und auch EcoFlow reagiert mit einer Sommeraktion gerade auf den großen Andrang. Die portablen Akkus mit richtigen Steckdosen werden normalisiert.
Dabei dürften die Powerstations, mit denen sich nicht nur Smartphones aufladen und kurze Stromausfälle überbrücken sondern auch ganze Camping-Urlaube bestreiten lassen, von der generellen Energie-Unsicherheit und den stark gestiegenen Preisen profitieren.
Nicht etwa, weil man mit den mobilen Powerstations den Strombedarf innerhalb der eigenen vier Wände decken könnte, sondern weil das Versprechen von Autarkie und Autonomie, das vor allem von den bei allen Anbietern erhältlichen Solar-Segeln ausgestrahlt wird, wieder ein wenig Kontrolle über den ansonsten total aus dem Ruder laufenden Energiemarkt zurückgibt und damit angenehm beruhigt.
Mit einem Sonnensegel in 6-7 Stunden voll
720 Wattstunden für 799 Euro
Dies gilt auch für den EcoFlow River Pro: In Kombination mit dem 160 Watt Solar-Panel kostet der Solarstrom-Generator 1198 Euro (799 Euro für den EcoFlow River Pro, 399 Euro für das Solar Panel) und legt die folgende Rechnung auf den Tisch: Bei voller Sonneneinstrahlung kann die Kapazität des Akkus innerhalb von ~7 Stunden komplett geladen werden und reicht anschließend problemlos dafür aus 10 MacBooks oder 60 iPhones aufzuladen und mehrere Tage für durchgehende Beleuchtung oder akustische Beschallung zu sorgen.
Ein attraktives Angebot für Camper, Caravan-Besitzer und Bastler, die nicht überall in Schrebergarten und Werkstattschuppen über konventionelle Anschlüsse an das Stromnetz verfügen.
Aufgeräumte Gerätefront, kompakte Größe
App und Erweiterungsanschluss
Was den EcoFlow River Pro dabei neben seinem Preis zusätzlich attraktiv macht, sind zwei Alleinstellungsmerkmale, die der Anbieter gegenüber Anker und Jackery ins Feld führen kann: Zum einen besitzt der EcoFlow River Pro einen Erweiterungsanschluss, der das zusätzliche Nachkaufen von reiner Akkukapazität ermöglicht und so ein günstiges Aufstocken bei zunehmendem Energiehunger zulässt. Mit Zusatzmodul kommt man hier auf 1440 Wattstunden.
Zum anderen verfügt EcoFlow River Pro über ein integriertes WLAN-Modul und eine begleitende iPhone-Applikation, mit der sich nicht nur der Ladevorgang überwachen lässt, sondern auch die Fernsteuerung einzelner Gerätefunktionen möglich ist.
App mit Überwachung und Fernsteuerung
Über die iPhone-Anwendung lässt sich auch die Firmware der Powerstation aktualisieren, was bei vielen Konkurrenten gar nicht erst möglich ist. Wird der EcoFlow River Pro gerade geladen, zeigt die iPhone-Anwendung die anliegende Eingangsleistung an, informiert über den Füllstand und die Temperatur.
Der Ladevorgang selbst kann dabei mit Hilfe eine Solar-Segels, über einen 12-V-Anschluss während der Autofahrt oder ganz konventionell am Stromnetz durchgeführt werden. Setzt man auf die Sonne hilft der Verlaufsgraph in der iPhone-Anwendung dabei mit nur einem Blick zu erkennen, ob ein einsetzender Schattenwurf die Stromerzeugung gerade negativ beeinflusst.
Wird der EcoFlow River Pro gerade als Stromspender eingesetzt, zeigt der Ausgangsbildschirm welche Anschlüsse gerade welche Leistungen liefern. Zudem lassen sich die EU-Steckdosen, das Licht und der 12-Volt-Anschluss einzeln an- und ausschalten, was wichtig ist, damit diese keine Ruhelast erzeugen. Die vier vorhandenen USB-Ports versorgen eingesteckte Verbraucher jederzeit und melden in der App ebenfalls ihre derzeitige Leistungsabgabe.
Viele Feineinstellungen verfügbar
Zudem bietet die iPhone-Applikation des EcoFlow River Pro die Möglichkeit mehrere Detailkonfigurationen vorzunehmen. Hier lassen sich Signaltöne (de)aktivieren, Konfiguration für die Verbindung mit dem Fahrzeug festlegen, ein schonendes Laden mit reduzierter Lüfternutzung aktivieren, sowie unterschiedliche Timeouts festlegen, wann sich Display oder eingeschaltete Steckdosen wieder von allein ausschalten sollen.
Seine wichtigsten Informationen zeigt der EcoFlow River Pro auch ganz ohne iPhone-Applikation auf seinem (hintergrundbeleuchtetem) Display an. Hier informiert das Gerät über den aktuellen Ladestand, die derzeitige Leistungsabgabe bzw. -aufnahme und den Zeitraum, wie lange die derzeit ausgelieferte Leistung noch unverändert bereitgestellt werden könnte. Schließt man etwa ein iPhone 13 an den USB-C Port des handlichen Akkus an, liefert der Ausgang knappe 20 Watt und könnte dies bei einem voll geladenen EcoFlow River Pro etwa ein Tag und 16 Stunden am Stück durchhalten.
Viele Detail-Einstellungen möglich
Punktabzug fürs Solar Panel
Mit inzwischen schon etwas Erfahrung unterm Gürtel können wir mittlerweile ganz gut einschätzen, was uns bei den tragbaren Stromspender besser und was schlechter gefällt. Das Display, die iPhone-Applikation, die Anschlüsse und das Erweiterungspack sind alles hervorragende Pluspunkte für den EcoFlow River Pro, das wasserdichte 160 Watt Solar Panel jedoch verdient sich etwas Kritik.
Das Panel hängt an Karabiner-Haken…
Zwar liefert dieses wuchtige 160 Watt und ersetzt damit fast zwei der hier vorgestellten Jackery-Module, fühlt sich jedoch nicht so durchdacht und stabil wie die orangefarbenen Solar-Segel des kalifornischen Anbieters an. So fehlt nicht nur der Magnetverschluss und die angenehm handliche Griffmulde für den Transport, auch besitzt das Sonnensegel weder einfach ausklappbare Aufsteller noch eine gesonderte Tasche zum Verstauen der abgehenden Kabel.
Das Solar-Segel von EcoFlow setzt hier auf fast schon fitzelige Karabinerhaken, mit denen das Panel in seine Tragetasche eingehängt werden muss um dann zwar relativ stabil aber nicht sehr elegant zu stehen.
…und setzt auf MC4-Stecker
Zudem setzt der Hersteller bei seinen Solar-Modulen auf MC4-Stecker. Diese sind in der PV-Branche zwar durchaus gebräuchlich, jedoch nicht gerade kompakt und wollen beim Transport noch irgendwie mit in die Tragetasche der Solar-Segel gefummelt werden. Wir kritteln hier auf hohem Niveau, das Solar Panel liefert viel Energie und macht einen nahezu unzerstörbaren Eindruck, lässt jedoch den Komfort vermissen, der uns bei Jackery beeindruckt hat.
Einfache Lampe statt Lichtstreifen
Die nach vorne gerichtete Lampe gleich dem Jackery-Modell und bietet sowohl Dauerlicht als auch die obligatorische SOS-Funktion an. Erneut müssen wir betonen: Hier gefällt uns der Lichtstreifen von Anker deutlich besser.
Sieht man von den beiden angeführten Einschränkungen jedoch ab, sorgen die kraftvolle Leistung des Solar-Segels, die iPhone-Applikation und die gute Verarbeitungsqualität der Hardware für ein gutes Gefühl nach dem Auspacken der Order, das vom sehr konkurrenzfähigen Preis bestärkt wird.
Einsatz als USV möglich
Erwähnen wollen wir zudem noch eine nette Zusatzfunktion. Wer gerade nicht Campen ist, oder mal keinen Bedarf für tragbare Energie hat, der kann den EcoFlow River Pro auch als unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) einsetzen, die im Falle eines Stromausfalls direkt einspringen kann. Zwar versteht sich der EcoFlow River Pro nicht auf eine 0 ms-Umschaltung, ist aber in der Lage Verbraucher innerhalb von 30 ms nach einem Stromausfall aus der eigenen Kapazität zu speisen.
Die kleinen Anmerkungen
- Am Stromnetz lässt sich der EcoFlow River Pro in nur 96 Minuten komplett aufladen und benötigt dafür lediglich das Netzkabel und kein gesondertes Netzteil.
- Während Anker im Powerhouse auf Lithium-Eisenphosphat (LiFePO4) Akkus setzt, vertraut EcoFlow (wie Jackery auch) auf Lithium-Ionen-Akkus. Die Unterschiede? Diese Infografik von Feyter ist hilfreich.
- Unter seinem 12-Volt-Anschluss besitzt der EcoFlow River Pro einen zusätzlichen DC5521-Ausgang.
- Die maximale Ausgangsleistung beträgt nach Angaben des Herstellers 600 Watt reine Sinuswelle. Dank der sogenannten X-Boost-Funktion können sich jedoch auch Geräte mit einem Leistungshunger von bis zu 1800 Watt am System betreiben lassen, ob die eigenen Hochleistungsgeräte (wie etwa ältere Haartrockner oder Wasserkocher) kompatibel sind, muss allerdings im Selbstversuch herausgefunden werden.
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