Auch mit veralteter Technik zu teuer
Apple TV: Apples Hardware-Politik fürs Wohnzimmer ohne klares Konzept
Im Mai hat Apple die aktuellen Modelle von Apple TV vorgestellt und damit verbunden all jene Kunden enttäuscht, die sich Hoffnungen auf eine preislich attraktive Version der Set-Top-Box gemacht hatten. Wer sich ein Apple TV untern Fernseher stellen will, kommt um die Investition von rund 200 Euro für das Modell Apple TV 4K nicht herum. Ein Kauf der günstigeren von Apple angebotenen Variante Apple TV HD ist nicht empfehlenswert, den die darin verbaute Technik ist teils gnadenlos veraltet.
Ein Blick auf die technischen Daten von Apple TV HD verleitet zum Kopfschütteln. Für stolze 159 Euro will uns Apple hier eine mit einem sieben Jahre alten Prozessor ausgestattete Set-Top-Box andrehen, die auch sonst in allen Belangen deutlich hinter der 4K-Variante zurücksteckt. Während das nur 40 Euro teurere neue Modell auf aktuelle Standards wie HDMI 2.1, Dualband-WLAN, Gigabit-Ethernet und Bluetooth 5.0 setzt und zudem den Smarthome-Standard Thread unterstützt, will Apples "HD-Resterampe" hier jeweils längst überholten Vorgängerversionen an den Mann bringen.
Grundsätzlich wäre es keineswegs verwerflich, wenn Apple eine mit älteren und entsprechend günstigere Komponenten ausgestattete Streaming-Hardware auf den Markt wirft, beispielsweise um seinen Abo-Dienst Apple TV+ zu pushen. Konkurrenten wie Amazon fahren mit dieser Strategie ausgesprochen erfolgreich, orten dabei allerdings auch ihre Preisgestaltung entsprechend ein. Apple wird dagegen mit überholter Hardware zu Premiumpreisen kaum neue Kunden an seine Abo-Angebote binden.
„Apple hat keine Strategie fürs Wohnzimmer“
Der einstige Apple-Chef Steve Jobs hat die Set-Top-Box Apple TV stets als „Hobby“ bezeichnet. Es steht zu befürchten, dass sich an diesem firmeninternen Status nicht viel geändert hat. Der Bloomberg-Autor Mark Gurman zitiert in diesem Zusammenhang pessimistische Worte von Apple-Mitarbeitern: Dem Unternehmen fehle eine klare Strategie für Wohnzimmer-Hardware und es gebe diesbezüglich intern auch nicht viel Hoffnung.
Es ist zwar seit geraumer Zeit im Gespräch, dass Apple an einer Kombination aus Apple TV, HomePod und FaceTime-Kamera arbeitet, doch sei hier eine Vorstellung erst im Jahr 2023 geplant. Nicht erwähnen muss man wohl, dass Apple damit kaum eine günstige Produktalternative vor Augen hat, sondern sich der Preis eher in Regionen des alten HomePod oder gar darüber bewegen dürfte.
Andere Hersteller wollen von der weiterhin stark vorhandenen Nachfrage nach günstiger Streaming-Hardware als Alternative oder Ergänzung zu Smart TVs profitieren. Eben erst hat Roku angekündigt, seine Geräte auch auf dem deutschen Markt vertreiben zu wollen.