"Unsere Teile sind teurer aber besser"
Apple-Reparatur-Trainings vermitteln Argumente gegen unabhängige Dienstleister
Es dürfte Apple kaum gefallen, dass das Technikmagazin Motherboard Zugriff auf einen Reihe von nur für interne Trainings bestimmten Videodateien hat. Manche der Filme scheinen in der Entwurfsphase, teils sind sie aber auch schon fertiggestellt und legen es allesamt darauf an, Mitarbeiter der von Apple zertifizierten Reparaturbetriebe im Kundengespräch zu schulen. Der Fokus liegt hierbei darin, die bei Apple teils deutlich höheren Preise als auf dem freien Markt zu rechtfertigen.
Wer in der Vergangenheit schonmal versucht hat, ein iPhone oder einen iPod selbst zu reparieren, weiß auch, dass es bei den über eBay und Co. gehandelten Ersatzteilen n der Tat massive Qualitätsunterschiede gibt. Umso weniger man bezahlt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man tatsächlich nur ein minderwertiges Ersatzteil erhält. Insbesondere bei den Bildschirmkomponenten gibt es hier gravierende Qualitätsunterschiede. Eines der Apple-Videos stellt beispielsweise die schlechteren Touch-Funktionen einer günstigen Baugruppe in den Fokus. Kritiker merken allerdings an, dass die unabhängigen Reparateure teils sogar die gleiche Bauteile wie Apple verwenden, entweder aus Überproduktion oder auch auf Refurbished-Basis.
Ohne Frage liegen die Reparaturkosten bei Apple oder einem von Apple zertifizierten Betrieb meist deutlich über dem, was eine freie Werkstatt abrechnet, auch dann, wenn hier gleichwertige Teile verbaut werden. Letzteres ist allerdings immer seltener möglich, denn Apple sieht sich damit verbunden seit Jahren in der Kritik, die Möglichkeiten der unabhängigen Reparateure durch softwareseitige Beschränkungen zu limitieren.
Die Tatsache, dass Apple seine Vertragspartner mit solchen Videos argumentativ schulen will, wird auch aus Hinweis darauf gesehen, dass der Hersteller weitere gesetzliche Regelungen im Sinne der „Right to Repair“-Bewegung für möglich hält. Während der Kunde momentan in vielen Fällen schlicht auf die Unterstützung durch Apple angewiesen ist, könnte eine Vielfalt der Angebote durchaus dazu führen, dass Apple-Vertreter ihre Preispolitik entsprechend begründen müssen.
Unterschiedliche Preise auch bei Apple?
Aus dem Apple-Umfeld in Deutschland war in den vergangenen Monaten zu hören, dass man auf Nachfrage selbst in den Apple-Ladengeschäften teils bessere Reparaturkonditionen erreichen kann. Apples bevorzugtes Prozedere war zumindest zu Corona-Hochzeiten einem Insider zufolge das Einsenden der zu reparierenden Teile ins tschechische Reparaturdepot. Dies geschehe teilweise auch dann, wenn die Reparatur vor Ort erfolgen und so zudem günstiger abgewickelt werden könnte. Als Beispiel wurden uns die unterschiedlichen Preiskategorien für den Austausch einer Gehäusebaugruppe mit Batterie, Trackpad und Tastatur bei einem MacBook Pro 13“ genannt. Im Apple Store vor Ort sollten dies 473 Euro sein, für die gleiche Reparatur in Tschechien habe man 649 Euro verlangt. Als Begründung für die externe Reparatur habe man Corona und damit die Tatsache angeführt, dass der Kunde das Gerät so nach Hause geschickt bekommt und nicht mehr in den Store kommen müsse.