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Algorithmen setzen auf Extreme

YouTube radikalisiert: Veganer, Rechte, Linke und Jogger

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43 Kommentare 43

Eine ganz hervorragende Lese-Empfehlung, die euch zum Reflektieren des persönlichen YouTube-Konsums anhalten sollte.

Zeynep Tufekci musste sich im Rahmen einer Artikel-Recherche für die New York Times mit dem Video-Portal des Suchmaschinen-Betreibers auseinandersetzen und besuchte YouTube.com, wie so viele Nutzer, mit aktivierter Auto-Play-Option, die ausgehend von dem initial angeschauten Clip immer mehr thematisch verwandte Inhalte abspielt.

Was Zeynep im Laufe ihrer Recherche dann auffiel werden viele Anwender wahrscheinlich auch schon registriert, bislang aber vielleicht nicht nur in Worte gefasst haben – so ging es zumindest uns beim Lesen des Times-Essays: YouTube, the Great Radicalizer.

Lässt man die Auto-Play-Option lange genug ans Steuer, sorgen die Algorithmen Googles dafür, dass die abgespielten Videos auf immer radikalere Inhalte setzen. Euch vom gesellschaftlichen Konsens immer weiter an dessen Ränder driften lassen.

Empfehlungen werden immer extremer

Wie Zeynep unter Zuhilfenahme mehrerer neu erstellter YouTube-Accounts nachvollzogen hat, landet man unabhängig vom Ausgangspunkt fast immer am extremen Rand des jeweiligen Themengebietes.

Wer mit konservativen Polit-Videos startet, wird von Googles Empfehlungen irgendwann zu ultrafaschistischen Holocaust-Leugnern geschickt. Links-Liberale Inhalte bringen die Betrachter zu antifaschistischen Verschwörungstheoretikern. Mit vegetarischen Rezept-Suchen landet man bei orthodoxen Veganern und wer sich für den Einstieg ins Joggen interessiert sieht sich irgendwann Videoempfehlungen gegenüber, die sich mit der Vorbereitung zum Ultramarathon auseinandersetzen.

Googles Intention liegt dabei auf der Hand. Der Konzern verdient an Werbe-Einblendungen und muss zur Profitmaximierung vor allem sicherstellen, dass die Nutzer so lange wie möglich auf seinem Video-Portal verweilen.

Und Googles Algorithmen haben in den vergangenen Jahren herausgefunden: Nutzer lassen sich vor allem mit solchen Videos an den Bildschirm fesseln, die einen kleinen Zacken extremer als die vorherigen waren.

It seems as if you are never “hard core” enough for YouTube’s recommendation algorithm. It promotes, recommends and disseminates videos in a manner that appears to constantly up the stakes. Given its billion or so users, YouTube may be one of the most powerful radicalizing instruments of the 21st century.

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12. Mrz 2018 um 15:52 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


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  • Und was passiert, wenn man direkt mit einem ultrafaschistoiden Video anfängt? Springt YouTube dann irgendwann in die Kategorie „Jogger“?

  • Ich war vor kurzem mal wieder bei „100 Sekunden Physik“, von da ging’s zu Einstein – und in wenigen Schritten bin ich bei einem „Beitrag“ gelandet, der mir erklären wollte, dass die Relativitätstheorie nur eine Erfindung der „jüdischen Weltverschwörung“ ist – zum Kotzen!

  • Das finde ich doch sehr interessant. Auch wenn ich diese Funktion nicht nutze, weil ich schon ganz gezielt Videos anschaue. Eindrucksvoll zeigt dies aber eine Sache, die ich schon seit Jahren vermutet habe, dass die sozialen Dienstleister uns bald noch mehr manipulieren könnten, als Werbung und Medien zusammen. Wie hieß es doch so schön: Don’t be evil? Ich danke für diesen Artikel, somit bin ich nicht mehr traurig, bei YouTube nicht mehr Monetarisiert zu werden. Seitdem Instagram denen Marktanteile abjagd, geht denen früher oder später sowieso der Arsch auf Grundeis. Bedauerlich ist nur, dass wahrscheinlich 95 % der Konsumenten solche Berichte nicht einmal Jucken. Es lebe der verblödete Massenkonsument! Spannend ist nur, was im Mai nach dem eintreten der DSGVO passiert. Dann müsste Google doch schreiben: wir verwenden ihre Daten, um sie ausdrücklich zu radikalisieren und ihre Meinung nachhaltig zu verändern, damit sie bei der Stange bleiben. Oder wie mag das wohl aussehen? So viel zum kurzen Brainstorming und der Erkenntnis, dass nicht nur die europäische Union die ganzen Großkonzerne seit Jahrzehnten unterschätzt hat.

    • Man kann auto play ausschalten und einfach das gucken was einen interessiert. Und wie instagram ein konkurrent zu yt sein soll kannste gern ma erklären. Gibts da auch soviel know how? Mmn. sind das zwei unterschiedliche plattformen mit unterschiedlichen, sich teilweise überschneidenden nutzergruppen.

  • Interessant! Mir ist das noch gar nicht aufgefallen, da ich nur gezielt nach Inhalten suche. Einen Trailer da, ein Tutorial dort und ab und an ein Musikvideo. Aber da es Leute gibt, die YouTube exzessiv nutzen, kann diese Radikalisierung der Empfehlungen Probleme verursachen.

  • Auch ohne Autoplay werden einem ja verwandte Videos angezeigt. Deswegen schaue ich keine Hunderettungs-Videos aus Indien mehr an. Ich verkrafte das einfach nicht mehr, was da für ein Elend herrscht.

  • Immer wieder die Cookies löschen und nicht einloggen, ansonsten landet man schnell in der Filterblase. Ich sehe das bei Freunden, es sind immer die selben Inhalte die sich auf der Hauptseite aber auch in den Empfehlungen zu Videos zu finden sind. Selbst wenn man grad was ganz anderes anschaut.

  • Stefan B. aus H

    Ich kann das gefühlt bestätigen. Es verleidet mir auch den Spaß an Youtube. Auch dass man nicht verifizieren kann, wer sich hinter zunächst halbwegs seriös klingenden Benutzernamen unter den Veröffentlichern versteckt, nervt mich.

  • iTobi hat hier mit vielem Recht. Ergänzen möchte ich noch, dass es neben den Videovorschlägen am rechten Bildschirmrand immer drei kleine Punkte gibt, mit je drei Menüauswahlpunkten. Einer davon lautet „kein Interesse“. Das verhindert zumindest den von Tobi angesprochenen Punkt, Videos immer und immer wieder angezeigt zu bekommen.

    • Guter Tip, war mir als Gelegenheitsuser von Youtube nicht bekannt.
      Werden dadurch auch interessenbasierte Vorschläge und Kanäle ausgeblendet? Was ich meinte sind nicht nur schon gesehene Videos, sondern auch z.B. nur noch aus den drei gleichen Kategorien, die man regelmäßig anschaut.

  • Es fällt schon seit Jahren auf, dass das „Verbindende“ Moment langsam flöten geht. Das ging mit den bekloppten Privatsendern los. Nein, halt, mit der BLÖD. Alle haben auf Kosten des „Wir‘s“ bullshit unter das Volk gebracht. Und jetzt in 1000fach potenzierter Form als (as)soziale Netze und Konsortien. Ich kotze immer mehr!
    Wie kann man das wieder drehen?
    Alles fängt (wieder neu) bei den Kindern an. Aber leider wird es schon da immer schwieriger, denn die meisten Eltern haben k.A. Von den aktuellen Forschungen rund um Medienkonsument und der Korrelation zu niedrigen bis gar keinem Schulabschluss, geschweige denn Uni. Sie denken das Baby braucht ne Tablet-Halterung am Kinderwagen und fragen sich dann warum das Kind keine Frustrationstoleranz und keine Empathie hat, und warum es null Bock auf langweilige Schule hat (da sie einen viel höheren Dopaminschuss gewohnt sind). Oh Man. Ich stehe da echt vor nem Rätsel.
    Meine Kinder bekommen Dinge zum Anfassen. Kontakt zu echten Menschen. Lernen soziales Verhalten. Gehen tut das. Doch die vorherrschende Meinung ist gerade anders herum.
    Welch ein Dilemma.

    • Ach und das Oberargument, was ich mir immer anhören darf, wenn ich dafür plädiere bei Kindern bis zu einem gewissen Alter zu warten, „ja aber alle anderen in seiner Klasse haben doch auch…“
      Sowas von kein Arsch in der Hose als Eltern. Unfassbar.
      Luschen!
      ;-) puh! Das musste mal raus.

  • ausgerechnet der new york times wird hier ein artikel eingeräumt, welcher belegen soll, wie man vom qualitätsjournalismus langsam aber sicher zu rechtsradikalen / verschwörungs-bezogenen inhalten hingeleitet wird.

    dürfte ich da mal kurz einhaken, liebes ifun team:

    so wie mir das aufgefallen ist, filtert der algorithmus zunehmend videos, die kritisch das weltgeschehen analysieren.

    wohingegen die allseitsbekannte mainstream-presse versucht, der masse ihre meinung aufzudrücken, wozu auch die new york times gehört.

    halten wir mal fest:

    -die nyt sagt, dass man vom qualitäts-journalismus (wozu sich die nyt selbstverständlich dazuzählt), zu bösen verschwörungsthemen weitergeleitet wird… und das zu einer zeit, wo viele alternative medien zensiert und gesperrt werden. nur zu blöd, dass schon längst bewiesen wurde, wohin die milliarden an steuergeldern geflossen sind. richtig: zu den größten medien-monopolen der welt. zu denen gehört rein zufällig auch die nyt.

    wer wissen möchte, mit wie vielen millionen die washington post zb finanziert wurde (stillheimlich, versteht sich), der findet diese informationen, 3x dürft ihr raten, auf WIKILEAKS.

    deren gründer, julian assange hockt ja leider in der equadorianischen botschaft fest… naja, wer lieber der presse glaubt, dass er der größte spion der russen ist, dem sei nicht anderes geholfen, der soll lieber wieder seine NEW YORK TIMES lesen und von russischen verschwörungen unterhalten werden.

  • Der immer weiter um sich greifende Kommerz!
    Stichwort aus dem Artikel: „Profitmaximierung“
    Die Global Player haben verstanden, wie sie es anstellen müssen: eigentlich nur voll drauf halten!
    DENN: die Masse (ich kann’s langsam nicht mehr schreiben) macht ja den ganzen Schei… völlig kritiklos mit!
    Mögen die Kassen also weiterklingeln…
    Der „Community“-Gedanke aus den guten Zeiten ist damit ausgelöscht!

  • Redet mit. Seid nett zueinander!

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