Mehrere Verfahren eingeleitet
Porno-Portale: Medienaufsicht will Alterskontrolle oder Sperre
Unbeeindruckt von der herrschenden Ausnahmesituation scheint die Landesanstalt für Medien NRW ihr normales Arbeitspensum zu stemmen. Nachdem die Medienwächter erst Anfang der Woche die Glücksspiel-App „Coin Master“ in ihre Schranken verwiesen haben, hat jetzt die Jugendschutz-Abteilung der Aufsichtsbehörde nachgelegt.
Zum Thema gibt es von uns nur ein Symbolbild
Diese hat jetzt einen Konfrontationskurs in Richtung der großen pornografischen Webseiten eingeschlagen, die im Internet bekanntlich zuhauf angeboten und meist ohne Zugangsbeschränkung abgerufen werden können. Ein Umstand den die Medienaufsicht ändern möchte.
Grob zusammengefasst will die Behörde eine strikte Alterskontrolle durchsetzen und droht andernfalls mit der Sperrung entsprechender Portale durch die hiesigen Internet-Anbieter.
Pornografische Webseiten sind im Internet häufig frei zugänglich aufrufbar. Auch besonders drastische und irritierende Praktiken, wie extreme und möglicherweise gesundheitsgefährdende Fesselungen, sind so auch für Kinder und Jugendliche ohne Einschränkung und mit wenigen Klicks sichtbar. Die Betreiber solcher Webseiten verstoßen damit gegen den deutschen Jugendmedienschutz. Pornografie darf in Deutschland nur in geschlossenen Benutzergruppen und somit nach einer vorherigen Altersverifikation zugänglich gemacht werden. […]
Weitere Verstöße gegen die Jugendschutzbestimmungen anderer Pornoanbieter werden geprüft. Halten sich die Anbieter weiterhin nicht an die Vorgaben des deutschen Jugendschutzes, droht ihnen in letzter Konsequenz die vollständige Sperrung ihrer pornografischen Angebote in Deutschland.
Warum die Landesanstalt für Medien NRW ausgerechnet jetzt für mehr Sittsamkeit im Netz streiten möchte ist unklar. Fest steht jedoch: Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen hat die Medienaufsicht mehrere Verfahren gegen Betreiber reichweitenstarker pornografischer Webseiten eingeleitet.
Ein gewagtes Unterfangen, dem hoffentlich ein Blick nach Großbritannien vorausging – was wir bezweifeln.
Negativ-Beispiel Großbritannien
Auf der Insel wurden die Pläne für eine webweite Alterskontrolle bei pornografischen Netz-Inhalten nach Jahren massiver Probleme bei der Implementierung, erst im vergangenen Herbst verworfen. Auch hier hätten alle Webseiten konsequent geblockt werden sollen, die den moralischen Vorgaben des Gesetzgebers nicht gerecht geworden wären.
Massive Datenschutzbedenken (Privatfirmen hätten die Alterskontrollen durchsetzen sollen und problemlos individuelle Profile erstellen können) sowie große Hürden bei der Umsetzung (Twitter, Reddit und Imgur hätten wohl komplett geblockt oder mitsamt pornografischen Inhalten freigegeben werden müssen) brachten die 2015 gestartete Initiative der Tories Mitte Oktober 2019 zu Fall.
Umgerechnet auf die Landesanstalt für Medien NRW könnte es also noch bis zum Sommer 2024 dauern, ehe auch die hiesigen Medienwächter einsehen, dass sich das Netz nicht ohne drastischen Nebenwirkungen regulieren lässt.