Keine Schablonen-Apps mehr
Mittelstand in Sorge: Apple geht gegen App-Baukästen vor
Als wir uns im November 2013 mit dem App-Baukasten „Chayns“ der deutschen Software-Schmiede Tobit auseinandergesetzt haben, konnten wir unsere Sorge vor einer rasanten Zunahme an Spam-Anwendungen in den Regalen des App Stores nicht verstecken.
Tobit versprach interessierten Anwendern, auf Grundlage vorhandener Facebook-Seiten, native iPhone-Applikationen zu erstellen. Ein Vorgang der weniger als 5 Minuten in Anspruch nehmen sollte und den Inhalt der ausgewählte Facebook-Seite in die stets gleiche Vorlage pressen würde.
Bereits damals war Tobit mit satten 10.000 Baukasten-Apps in Apples Software-Kaufhaus vertreten und hatte am Tag unseres Artikel gerade erst den App-Download der Ski-Halle Bottrop fertig gestellt. Vollautomatisiert, ohne eigen Ideen, ohne kreative Features und ohne ein speziell auf die Ski-Halle zugeschnittenes Konzept.
Und Tobit steht mit seinem Angebot nicht allein da. Zahlreiche Anbieter wie etwa PencilCase und AppYourself bieten vergleichbare Schablonen-Apps für kleine und Mittelständische Unternehmen an, die ihr Marketing-Angebot gerne um einen iOS-Download erweitern würden, aber die Investitionen scheuen, die für Konzept, Programmierung und Realisation in die Hand genommen werden müssen.
An Angebot, gegen das Apple jetzt immer energischer vorgeht. Dies berichtet unter anderem der App-Anbieter AppYourself. So würde Cupertino inzwischen immer häufiger auf Punkt 4.2.6 der hauseigenen Entwickler-Richtlinien verweisen und aktualisierten Versionen der Baukasten-Apps den Zugang zum App Store verwehren.
Sebastian Beintker berichtet auf mobilbranche.de:
Durch unseren Kontakt mit verschiedenen App-Entwicklern und Template-Anbietern zeigen sich die negativen Auswirkung der Richtline 4.2.6 sehr deutlich. So berichtet uns z. B. der App-Baukasten-Anbieter AppYourself, dass die mit der eigenen Template-Software eingereichte iOS-Apps zunehmend abgelehnt werden. Kurz nach Start der Richtline 4.2.6 betrug die Ablehnrate knapp über 10 Prozent. Aktuell liegt sie bei 60 Prozent – Tendenz steigend. Betroffen sind davon auch zahlreiche Mitbewerber.
In Punkt 4.2.6 der Entwickler-Richtlinien schreibt Apple: „Anwendungen, die mit Hilfe von kommerziellen Vorlagen oder App-Generierungs-Dienstleistern erstellt wurden, werden nicht in den App Store aufgenommen.“
Anhaltende Aufräum-Bemühungen
Inzwischen hat AppYourself die Entwicklung von iOS-Anwendungen komplett eingestellt und unterstreicht die Effektivität der Apple-Richtlinie, mit deren Hilfe Cupertino seine anhaltenden Aufräum-Bemühungen unterstützen will.
Apple kündigte die groß angelegte Reinigung des App Stores am 7. September 2016 an und geht seither rigoros gegen all jene Anwendungen vor, die gegen die neu Formulierten App Store Richtlinien verstoßen. Betroffen sind Applikationen, die nicht mehr hundertprozentig funktionieren, lange nicht mehr aktualisiert wurden oder noch auf Grundlage älterer, inzwischen nicht mehr gültiger „Review Guidelines“ in den App Store eingereicht wurden.
Seit dem Start der Aufräum-Aktion hat Apple mehrere 10.000 Anwendungen entfernt. Nun werden auch die Baukasten-Apps verschwinden.