Kategorie Bestes Kinderspiel
Kinderecke: „Meine erste App“ gewinnt den Deutschen Computerspielpreis 2013
Applaus hat seine eigenen Gesetze: Wird artig geklatscht, war der Redner schlecht, aber wichtig. Steigert sich die Frequenz in Jubel, ist das Publikum tatsächlich bewegt. Bleibt er aus, ist irgendetwas passiert, womit niemand gerechnet hat.
Als vorgestern der Deutsche Computerspielpreis 2013 vergeben wurde, gab es viel artiges Klatschen. Ein Mal großen Jubel: Daedalics „Chaos auf Deponia“ wurde als Bestes Deutsches Spiel ausgezeichnet, was einige im Saal sichtlich erfreute.
Andere hätten sich für die Schlagzeilen dagegen einen Eklat wie letztes Jahr gewünscht. Der Gewinner „Crysis 2“ hatte einige Wellen geschlagen.
Ein Mal aber konnte man die Mäuse im Gebälk trapsen hören. Vielleicht lag es an der fuchteligen Laudatorin, die nur mal eben im Vorbeifliegen einen Preis verleihen wollte; welcher schien egal.
Vielleicht lag es daran, dass der Name des Gewinnerspiels falsch verlesen wurde. Die Berufsjugend, wie die Moderatorin so schön sagte, wirkte jedenfalls überrascht, als sich aus ihren Reihen eine Mutter erhob und die Bühne betrat: „Wir sind oft dafür belächelt worden, dass wir einfache Kinderspiele machen“ sagte sie und nahm den Preis für das Beste Kinderspiel entgegen.
Das routinierte Publikum, inzwischen wieder auf Empfang, klatschte brav. Nächste Kategorie „Bestes Jugendspiel“. Dass Kristin Heitmann als unabhängige Entwicklerin gerade einen der wichtigsten Preise der Branche gewonnen hatte, ging an den meisten vorbei.
(Direkt-Link)
Die Entscheidung für „Meine erste App“ (AppStore-Link) ist der Jury nicht leicht gefallen. Gerne hätten Industrievertreter den hoch dotierten Preis in andere Hände vergeben. Dabei verkörpert die App wie kaum ein anderes Spiel die guten Vorsätze des Preises, kreative Vielfalt und intelligente Spiele zu fördern.
Egal von wem und für wen sie gemacht werden. Die Auszeichnung von „Meine erste App“ könnte beweisen, dass diese Worte ernst gemeint sind. Damit kann man sich zumindest schmücken. Wenn solche niveauvollen Projekte tatsächlich im Wettbewerb eine Chance haben, dann wird die vom Kulturstaatsminister Bernd Neumann beschworene Akzeptanz des Preises in der Öffentlichkeit vielleicht wirklich Wirklichkeit. Mehr noch aber als ein solches Repräsentationsobjekt kann die App der Branche in einer anderen Weise nützlich sein: Sie kann helfen Qualitätsstandards für digitale Kindermedien zu entwickeln und damit die Akzeptanz der Spielekultur in Kinderzimmern stärken.
Eine Besprechung der App und ein Interview mit Kristin Heitmann vom Anfang diesen Jahres findet sich auf besonderekinderapps.de.
Übrigens: Es gab noch einen Sieger, der zeigt, was der Preis bewirken kann: „Tiny & Big: Grandpa’s Leftovers“ wurde Bestes Jugenspiel. Vor zwei Jahren schon gewannen die Macher den Preis für das Bestes Nachwuchskonzept. Jetzt also haben sie ihren Traum umgesetzt. Drücken wir die Daumen, dass die diesjährigen ausgezeichneten Nachwuchstalente ebenso erfolgreich sein werden.
Weitere Informationen, visuelle Eindrücke, sowie eine Liste der Preisträger, Jurybegründungen etc. findet man auf der Seite des Deutschen Computerspielpreises.
Johanna Rosenfeld schreibt in ihrem Blog besonderekinderapps.de über freche, schlaue, kluge und schöne Apps für Kinder – unabhängig und ohne Werbebotschaften.
Die Buchautorin, Illustratorin und junge Mutter lebt und arbeitet in Berlin, schreibt in der Kinderecke auch für ifun.de und freut sich über einen Besuch auf ihrer Facebook-Seite.