Mobil, mit stationärer Tendenz
EcoFlow GLACIER ausprobiert: Smartes Kühlbox-Kraftpaket nicht ohne Kompromisse
Mit soliden Leistungsdaten, einer der ersten App-Anbindungen in der Branche und einem überzeugenden Industrie-Design konnte sich EcoFlow in den zurückliegenden Monaten als einer der nachgefragtesten Anbieter tragbarer Stromspeicher auch am deutschen Markt etablieren.
EcoFlow GLACIER: Datenblatt und Design können sich sehen lassen
Der hiesige Markt spielt inzwischen eine so signifikante Rolle für EcoFlow, dass sich das Unternehmen dafür entschieden hat, seine europäische Zentrale in Düsseldorf aufzubauen – deren Eröffnung erfolgt Anfang Juni. Unterdessen läuft der Ausbau der Produktpalette auf Hochtouren.
Nachdem EcoFlow erst kürzlich den Einstieg in den Markt der Balkonkraftwerke angekündigt hat und schon Ende des Monats die neue Zwischenspeicher-Lösung EcoFlow PowerStream anbieten wird, nutzte der Anbieter das zweite Quartal für das Debüt seiner so genannten Smart Devices. Dazu gehören der Mähroboter EcoFlow BLADE, die portable Klimaanlage EcoFlow WAVE und der Unterwegs-Kühlschranke EcoFlow GLACIER mit App-Anbindung.
Kommt mit Netzteil und 12-Volt-Stecker aber ohne Akku
Wir haben das Kühlbox-Kraftpaket in den vergangenen Tagen genau in Augenschein genommen und mussten dabei mehrfach mit dem Kopf schütteln. Zum einen wegen der erstaunlich guten Performance der robust verarbeiteten Kühl-Gefrier-Kombination, zum anderen aber auch, weil EcoFlow potentiell interessierten Käufern eine nicht unerhebliche Kompromissbereitschaft abverlangt.
Ein attraktives Produktversprechen
Wer ausschließlich ein Blick auf das Datenblatt der EcoFlow GLACIER wirft, sieht sich mit einer äußerst attraktiven Kühl-Gefrier-Kombi konfrontiert, die ihre Häkchen in nahezu allen Kategorien setzt. Die EcoFlow GLACIER lässt sich über die App des Anbieters fernbedienen und komfortabel konfigurieren. Eine Akku-Vorbereitung gestattet den unabhängigen Betrieb. Die flexible Aufteilung der Kühlbox lässt zudem den bedarfsabhängigen Einsatz als reinen Kühlschrank, als reinen Gefrierschrank oder als Kombination aus Kühlbox und Gefrierfach zu, die zwei unterschiedliche Zieltemperaturen einnehmen und halten kann.
Innenraum mit herausnehmbarer Trennwand
Die Kirsche auf dem Kuchen ist der zusätzlich integrierte Eiswürfelzubereiter, der 18 Eiswürfel innerhalb von 15 Minuten ausspuckt und den EcoFlow GLACIER damit auch zu einer hervorragenden Party-Begleitung macht. Und wie gesagt: Die Leistungswerte sind beachtlich, was nicht nur für die Energieeffizienzklasse B (!) gilt. Beide Kühlzonen der 38 Liter fassenden Box können Temperaturen von 10 °C bis -25 °C halten, seinen Innenraum kann der GLACIER binnen 15 Minuten von 30 °C auf 0 °C herunterkühlen, mit dem 298-Wh-Akku ist ein 40-Stunden ohne Netzanschluss möglich. Der Jahresenergieverbrauch liegt dennoch nur bei vergleichsweise mageren 37 kWh.
Funktionsvielfalt mit Kompromissen
Im Einsatz jedoch lässt der GLACIER mehrere Einschränkungen durchblicken, die vor dem Spontankauf zumindest berücksichtigt werden sollten und unser Fazit zur mobilen Kühlbox signifikant beeinflusst haben.
Rollen und Griff werden extra verkauft
Als erstes wäre da das nicht unerhebliche Nettogewicht von 23 Kilogramm zu nennen. Zwar bekommt man das 77,6 cm x 38,5 cm x 44,5 cm große Rechteck noch problemlos aus dem Kofferraum in den Vorgarten gehoben, um ehrlich als mobile Kühlbox bezeichnet werden zu können benötigt der GLACIER jedoch eigentlich zwingend das optionale Zubehörpaket mit Rollen und Teleskop-Griff. Dieses wird jedoch, wahrscheinlich um den Basispreis so gering wie möglich zu halten, als gesondertes Zubehör angeboten und schlägt mit 119 Euro extra zu Buche.
Die Rollen verlängern die Kühlbox noch ein Stück
Ein ähnlicher Hinweis muss auch für den Akku ausgegeben werden, der ebenfalls nicht im Standard-Lieferumfang des GLACIER inkludiert ist, sondern zusätzlich geordert werden muss. Kostenpunkt: 299 Euro. Dabei muss angemerkt werden, dass der Akku für den Betrieb der Kühlbox an einem Solar-Segel – eine XT60-Buchse ist am Gerät vorhanden – zwingend vorausgesetzt wird. Ohne Akku-Puffer, der zur Begradigung der schwankenden Solarleistung benötigt wird, ist ein Betrieb am PV-Modul nicht möglich. Mit Akku ist die Solar-Ladung mit bis zu 240 Watt in etwas über zwei Stunden möglich.
Der Ziehgriff wird in Eigenregie angeschraubt
Sehr gute Alltags-Features
Ist man sich über die Einschränkungen des GLACIER bewusst, und hat diese vor dem Kauf eingepreist, dann bietet die Kühlbox verlässlich kalte Ware und sehr gute Alltags-Features an. Das gut ablesbare Display informiert über Soll- und Ist-Temperaturen, die sich auch an der Kühlbox selbst regeln lassen. Ein Tragekorb gestattet die schnelle Entnahme des Kühlgutes. Die Oberseite ist rutschfest texturiert. Im Innenraum gibt es eine Beleuchtung. Das Gerät selbst grundsolide verarbeitet. Das Eiswürfel-Fach ist ein fast unschlagbares Highlight.
Dieses muss lediglich mit kaltem Wasser aufgefüllt werden (der Hersteller setzt eine Mindestfüllmenge von etwa 700 ml voraus) und produziert Eiswürfel auf Kommando. Hier stehen zwei verschiedene Größen zur Verfügung, die binnen 15 Minuten gefertigt werden – ein Countdown informiert über die abgeschlossene Zubereitung.
15 Minuten Eiswürfel-Zubereitung im Zeitraffer
Die Eiswürfel selbst landen in einer Gitterbox mit Tragegriff, die sich einfach entnehmen lässt. Überschüssiges Wasser kann durch einen Schlauch auf der Rückseite der Kiste abgelassen werden. Kleiner Kompromiss auch hier: Während der Eiswürfelzubereitung erhöht sich die Betriebslautstärke von noch völlig akzeptablen <42 dB auf schon besser hörbare <52 dB. grundsätzlich jedoch stört der gelegentlich Kompressor-Einsatz weder auf Gartenfesten noch auf Autobahnfahrten.
Wo wir hier gerade auf den Einsatz im Auto verweisen: Dieser ist mit dem mitgelieferten 12-Volt-Stecker zwar problemlos möglich, allerdings verlangen die überstehenden Reifen mindestens nach einem Hochdachkombi. Der kompakteste Vertreter seiner Klasse der GLACIER nicht.
Display und Bedienelemente sind groß und gut ablesbar
Mobil, mit stationärer Tendenz
Damit kommen wir zu unserem Fazit und eine Nutzungseinschränkung, die wird dem EcoFlow GLACIER mit auf den Weg geben. Denn während es sich beim EcoFlow GLACIER nominell um eine Kühlbox-Lösung für den mobilen Einsatz handelt, strahlt das Kraftpaket doch eine klare, stationäre Tendenz aus.
Anders formuliert: Einmal aufgestellt, ist der GLACIER eine Kühl- und Gefrier-Lösung, die nicht andauernd bewegt werden will, sondern sich auch als saisonale Lösung für die Gartenlaube oder die feste Platzierung im Kofferraum, auf dem Dauer-Campingplatz und für den Einsatz in Garage oder Hobbyraum eignet. Natürlich mit der angenehm flexiblen Option jederzeit noch mal umgestellt zu werden.
Hervorragende App-Steuerung mit vielen erklärenden Texten
Kosten und Bundle
Der EcoFlow GLACIER kostet 1.199 Euro, den Akku gibt es einzeln für 299 Euro. Allerdings bietet EcoFlow den GLACIER auch im Bundle mit einem Akku für 1.399 Euro an – zieht hier also 100 Euro ab. Rollen und Teleskop-Griff gibt es als Extra für 119 Euro.