Angefasst: Erste Eindrücke nach einem Tag mit dem iPad mini
Bereits vor der gestrigen Veröffentlichung des iPad mini hat man über das Produkt sehr kontrovers diskutiert. Es wurde viel darüber geschrieben und geurteilt, womit man grundsätzlich vorsichtig sein sollte, vor allem wenn man das Gerät noch nie in den Händen gehalten hat. Auch ich war im Vorfeld relativ skeptisch, vor allem aufgrund des Displays, welches bekanntlich ohne Retina-Auflösung daherkommt. Kann dieses Display zufriedenstellen nach über zweijähriger Verwendung eines Retina iPhones bzw. nach sieben Monaten Retina iPad-Nutzung? Wir wollten uns selbst ein Bild machen und standen zum Verkaufsstart beim Apple Store in Köln in der Schlange, um eines der ersten Geräte zu ergattern. Obwohl sich der Andrang für Apple-Verhältnisse in Grenzen hielt, waren gerade die 16GB Modelle schnell vergriffen – allen voran das weiße.
Nach etwa einem Tag intensiver Benutzung fällt vor allem eins auf: Man hat sich sehr schnell an die extrem kompakten Abmessungen und das geringe Gewicht gewöhnt! Das iPad mini ist sehr hochwertig verarbeitet und wirkt in einigen Details sogar dem großen Bruder überlegen. Als Beispiel fällt hier der Übergang vom Display-Rand zum Alu-Gehäuse auf, der beim iPad Mini scheinbar nahtlos ineinander übergeht. Die Buttons für Standby und Lautstärke sowie der Mute-Schalter an der Seite sind nicht mehr aus Kunststoff sondern Aluminium. Das iPad mini ist nicht nur leichter und kleiner, sondern auch deutlich dünner.
Dem kritischen Auge fällt beim ersten Blick auf das Display natürlich auf, dass es sich nicht um eine hochauflösende Retina-Version handelt. Bei Anwendungen wie Spielen, Fotos oder Filmen fällt das jedoch kaum ins Gewicht – hier wirkt das Display sehr kontrastreich und farbenfroh. Bei textlastigen Anwendungen wie z.B. beim Lesen von Büchern in iBooks oder auch beim Surfen in Safari merkt man hingegen schon, dass die Schrift nicht gestochen scharf ist. Hier gilt: Umso kleiner die Schrift, desto auffälliger. Dennoch ist es längst nicht so schlimm, wie ich im Vorfeld befürchtete. Wer bisher ein iPad der 1. oder 2. Generation genutzt hat, wird sogar eine Verbesserung feststellen. Ich lese regelmäßig Zeitungen und Magazine auf dem iPad, z.B. die Süddeutsche Zeitung oder den Spiegel. In der Spiegel App fällt auf, dass die Standard-Schriftgröße grenzwertig klein ist, was natürlich auch auf die kleinere Bildschirmdiagonale des iPad mini (7,9″) zurückzuführen ist. Erhöht man hier die Schriftgröße, kann man deutlich besser lesen und gleichzeitig wirkt der Text schärfer. Diese Maßnahme funktioniert ebenso in vielen anderen Anwendungen wie iBooks, Kindle usw.
Das iPad mini erledigte bisher sämtliche Aufgaben zügig und flüssig, trotz des nicht mehr ganz aktuellen A5 Chipsatzes, den wir bereits aus dem iPad 2 kennen. Man hat bei der Benutzung nicht den Eindruck, dass es sich um veraltete Hardware handelt. Bisher sind mir keine Ruckler oder andere Anzeichen von Überlastung bei der Benutzung vorgekommen. Auch das schnelle Wechseln zwischen den Apps funktioniert zügig, trotz des im Vergleich zum großen Bruder limitierten Arbeitsspeichers (512 MB statt 1GB). Aktuelle Spiele, wie beispielsweise das hier vorgestellte „Need for Speed Most Wanted“ (AppStore Link, 5,99€) sehen scharf aus und laufen flüssig – wenn auch mit etwas längeren Ladezeiten. Alle Multitouch-Gesten mit vier oder fünf Fingern, die wir bereits vom großen iPad kennen, sind auch beim iPad mini anwendbar.
Die Vorteile des Gerätes liegen eindeutig in der stark verbesserten Mobilität aufgrund der geringen Größe und des niedrigen Gewichts. Mit dem großen iPad Retina wird beim einhändigen Lesen eines Buches sehr schnell der Arm schwer. Eine Benutzung in Bus und Bahn setzt hier eigentlich immer einen Sitzplatz voraus. Spätestens wenn man auf dem großen Modell tippen möchte, führt meist kein Weg daran vorbei, das iPad abzulegen – unterwegs oft auf den Oberschenkeln. Bei mir als Berufspendler hat dies schlicht dazu geführt, dass das große iPad nicht mehr mitgenommen oder zumindest unterwegs nicht mehr aus der Tasche gezogen wurde! All diese Probleme hat man mit dem iPad mini nicht mehr. Lesen in einer Hand funktioniert problemlos, inklusive kleinerer Gesten mit dem Daumen, wie z.B. das Umblättern von Buchseiten. Selbst tippen mit zwei Händen funktioniert im Stehen problemlos, vor allem im Porträtmodus. In diesen Disziplinen verhält sich das iPad mini eher wie ein großes iPhone als ein kleines iPad.
Nach einem Tag exklusiver iPad Mini Nutzung kommt mir das iPad 3 im direkten Vergleich ziemlich groß, klobig und schwer vor. Zugegeben, das Display wirkt brillanter. Aber ich bin inzwischen der Überzeugung, daß das Display für viele Käufer nicht das alleinige Kaufargument sein wird. Man wird das Gesamtpaket betrachten. Beide Geräteklassen haben durchaus ihre Existenzberechtigung. Es hängt letztendlich vom eigenen Einsatzzweck ab, für welches Modell man sich entscheiden sollte. Ein Power-Benutzer, der Wert auf maximale Performance legt und das Gerät meist innerhalb der eigenen (oder fremden) vier Wände nutzt, ist mit dem iPad 4 gut bedient. Wer großen Wert auf Mobilität legt, wird höchstwahrscheinlich zum iPad mini greifen. Wir empfehlen euch vor dem Kauf, das Gerät in die Hand zu nehmen und auszuprobieren! Ich selbst kann mir nach einem Tag gut vorstellen, dass das iPad mini mein 3er Retina-Modell ablösen wird. Zumindest bis zum hoffentlich bald erscheinenden iPad mini Retina. Letzteres wäre zweifellos das perfekte Gerät. Bis dahin muss man Kompromisse eingehen – auf Kosten des Displays oder aber der Größe und vor allem des Gewichts.
Weitere Fotos haben wir euch in diesem Fotostream zusammengestellt. Wir freuen euch über eure Erfahrung mit dem iPad mini in den Kommentaren!