Luftfilter für den Kühlschrank
Vitesy Shelfy verspricht verlängerte Haltbarkeit von Obst und Gemüse
Der Luftfilter Shelfy vom italienischen Start-Up Vitesy ist zwar bereits seit einer ganzen Weile auf dem Markt, flog aber bisher unter unserem Radar. Wir wurden aber jüngst auf den kleinen Helfer für den Kühlschrank hingewiesen und da das durchaus nützliche Gadget zum Black Friday mit 99 statt der regulären 149 Euro einen ordentlichen Rabatt erhalten hat, wollen wir unsere Erfahrungen mit dem Shelfy kurz mit euch teilen.
Die Beschreibung auf der Shopseite von Vitesy liest sich erst einmal gut. Das Shelfy soll laut Hersteller nicht nur bis zu 80% der Gerüche in eurem Kühlschrank neutralisieren, sondern ebenso die Menge an zirkulierenden mikrobiellen Belastungen binnen 10 Minuten um 99 Prozent verringern. Dadurch sollen Obst und Gemüse im Kühlschrank bis zu doppelt so lange haltbar werden. Erreicht werden soll dies durch die „photokatalytische Technologie“ des Shelfy.

Physik statt Magie
Das klingt recht kryptisch, entsprechend haben wir uns den Aufbau des Shelfy etwas genauer angeschaut. Im Kern ist das Shelfy einfach nur ein Ventilator, der die im Kühlschrank zirkulierende Luft durch eine Art Filter bläst. Sowie eine Reihe von LEDs, die ganz normales sichtbares Licht erzeugen. Hinzu kommt ein Temperaturfühler, der euch über die zugehörige App die Temperatur eures Kühlschranks einsehen lässt.
Der weiße Keramikfilterblock im inneren des Shelfy ist mit einer Nanotextur beschichtet, die Wolframtrioxid enthält. Grob herunter gebrochen regen die von den LED emittierten Photonen beim Auftreffen auf diese Beschichtung aus deren Valenzband Elektronen in das energetisch höhere Leitungsband an. Die Valenzelektronen und die dadurch frei werdenden Loch-Paare im Valenzband ermöglichen Redoxreaktionen von Wasser und Sauerstoff an der Oberfläche der Beschichtung. Die dabei entstehenden hochreaktiven Hydroxylradikale und Sauerstoffspezies reagieren wiederum mit den organischen Verbindungen in der Luft und neutralisieren diese.

Da die für den Photokatalysator notwendige Wellenlänge des Lichts im sichtbaren Spektrum liegt, wird auch keine ionisierende Strahlung wie etwa UV Licht notwendig. Es handelt sich bei dieser „photokatalytischen Technologie“ also keinesfalls um Esoterik, sondern einen nachgewiesenen physikalischen Prozess. Den wir nicht nur in ähnlicher Form auch von der Photosynthese und bei Halbleitern wie etwa Photovoltaikzellen kennen, sondern der sich auch für Luftfilter zur Schaftstoffbekämpfung einsetzen lässt.
Das Shelfy oxidiert also Mikroorganismen, was zur deren Zersetzung führt. Das gilt für Bakterien und Viren, genauso wie für Kohlenwasserstoffe wie dem Reifegas Ethylen, welches von vielen Obst- und Gemüsearten abgesondert wird. Ethylen beschleunigt den Reifeprozess und damit das schnellere Verderben von umliegendem Obst und Gemüse. Entzieht man der Luft das Ethylen, indem man es in Kohlendioxid und Wasser umwandelt, bleibt umliegendes Obst und Gemüse also ebenfalls länger haltbar.

Eine deutlich längere Haltbarkeit durch Einsatz des Shelfy konnte Vitesy entsprechend auch in ihren eigenen Untersuchungen plausibel nachweisen. Dennoch kann das Gadget natürlich keine Wunder bewirken. Ihr müsst euren Kühlschrank also weiterhin regelmäßig reinigen und solltet dennoch schimmelig gewordenes Gemüse schnellstmöglich entfernen. Ebenso hat das Shelfy natürlich keinerlei Einfluss auf verpackte bzw. versiegelte Lebensmittel.
Obgleich das Shelfy mit 99 Euro aktuell deutlich günstiger zu haben ist, lohnt sich der Filter nur, wenn ihr regelmäßig über längere Zeiträume größere Mengen Gemüse im Kühlschrank lagert. Denn viele Obst- und Gemüsesorten benötigen eigentlich gar keine aktive Kühlung. In größeren Familien sammelt sich erfahrungsgemäß dennoch einiges an Obst und Gemüse im Kühlschrank an. Und wenn ihr bisher regelmäßig zu schnell verdorbenes Gemüse entsorgen musstet, kann sich das Investment durch die gewonnene längere Haltbarkeit durchaus sehr schnell bezahlt machen.

Apropos Shelf Life
Während der Filterblock als Katalysator nicht verbraucht wird und nur einmal im Monat unter fließendem Wasser von eventuellen Ablagerungen befreit werden sollte, muss das Shelfy selber spätestens alle 3 Wochen über seinen USB-C Port geladen werden. Über die zugehörige App lässt sich ein Eco, Performance sowie ein Crisper Modus einstellen. Letzterer empfiehlt sich dann, wenn ihr das Shelfy direkt ins Gemüsefach legt. Zusätzlich will euch die App beim Energiesparen helfen, indem sie etwa darauf hinweist wie lange im Durchschnitt täglich eure Kühlschranktüre offen steht.
Weiss nicht, spielt da nicht eher die verschiedenen Reifegase ne Rolle, die sich je nach Obst und Gemüse entweder aufheben oder verstärken?
Das beschriebene Reifegas heißt Ethylen/Ethen und ist ein Enzym mit der Summenformel C2H4. Wenn man es aufspaltet und oxidiert, lassen sich daraus jeweils zwei Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser (H2O) Moleküle bilden.
Endlich spricht einer das aus, was wir alle schon lange denken!
Und was ist das Problem, Ben? Pazuzu hat es anschaulich und deutlich erklärt.
Ich vermute, daß dieses Reifegas, also das Enzym was verströmt wird wirkt sich das auf andere Früchte aus?
Ich hab so im Hinterkopf, Äpfel und Bananen nicht zusammen zu lagern. Oder waren es Zitrusfrüchte und Bananen / Äpfel?
Wenn man das Obst nicht zusammen in eine Kiste legt, sondern getrennt lagert, kann man sich so ein teures Gerät auch sparen. Ob es tatsächlich funktioniert? Scheint etwas wie Voodoo. Ohne es schlecht zu machen.
Inflammation der Filter das wegfiltern? Bisschen klein dafür, oder?
Ist das nicht eher Bauernfängerei?
Stimme Hans da zu.
Ethylen bewirkt, dass Stärke in Zucker gewandelt und Chlorophyll abgebaut wird. Anderes Obst und Gemüse reift also schneller und vergammelt damit auch deutlich früher.
Was für eine Entzündung (Inflammation), Scoo? Grundsätzlich ist die Idee Ethylen mit Hilfe eines Katalysators über ROS in andere Moleküle zu wandeln nicht neu. Als Photokalasyatoren sind dafür zum Beispiel Titandioxid oder Wolframtrioxid geeignet. WO3 hat den Vorteil, dass auch Strahlung mit größerer Wellenlänge genügt um den gewünschten Effekt zu erzielen. Bei TiO2 ist UV Strahlung notwendig. (Ja, Licht ist Strahlung.) Die ROS können sich nur am Leitungsband, also direkt auf der Oberfläche des Filters, bilden. Die weitergehenden Reaktionen finden jeweils ebenfalls binnen Sekundenbruchteilen und damit noch innerhalb des Gehäuse statt. Das Grünzeug gast aber auch nicht kiloweise Ethylen aus, es muss also nicht durchgehend das gesamte Luftvolumen im Kühlschrank durch den Filter gejagt werden. Wenn der Kühlschrank komplett zugestellt ist oder sonstwie die Luftzirkulation unterbunden wird, kann das Shelfy natürlich nicht vernünftig arbeiten. Moderne Kühlschränke arbeiten aber selber mit einem aktiven Luftstrom innerhalb des Kühlschranks. Das dient der gleichmäßigen Kühlung und vermindert Kondenswasser, schleudert aber auch alle Keime und sonstwas durch den kompletten Kühlschrank. Wenn kein Mehr-Zonen-System mit voneinander getrennten Kreisläufen vorhanden ist (gibt’s häufiger ab dem mittleren vierstelligen Preisbereich), wird auch das Ethylen durch den gesamten Kühlschrank geblasen. Ein Filter kann somit, trotz das er sich nur an einer Stelle befindet, dennoch das Gesamtniveau des Ethylens verringern. Dennoch wird es natürlich Hotspots geben, gerade wenn das Gemüsefach unbelüftet ist und das Shelfy ganz weit oben steht.
Natürlich ist etwas Skepsis immer ratsam, aber nur weil man einen Prozess nicht versteht diesen als Voodoo abzutun, statt sich kurz einzulesen, ist dann doch etwas kurzsichtig. Im übrigen könnte es möglich sein, dass einer der Nebenerzeugnisse z.B. Methansäure (Ameisensäure) ist. Diese sollte man dann wirklich regelmäßig abspülen, bevor der Katalysator selber beginnt zum Himmel zu stinken.
Und wenn man das Problem von vergammelten Gemüse sowieso nicht hat, etwa weil man häufig einkaufen geht und entsprechend kleine Mengen kauft, wären natürlich auch die 99 Euro rausgeworfenes Geld. Steht ja auch oben im Artikel.
Wieso die Kühlschrankhersteller sowas nicht fest einbauen? Wartungsintensiv (auch wenn abspülen scheinbar genügt) und man kann keine Einweg-Ethylenabsorber mehr verkaufen. Wobei die hierzulande nicht sehr verbreitet sind. Aber wer schert sich in Deutschland schon um die Qualität von Lebensmitteln? (/Zynismus)
sagt mir das Gerät auch endlich verlässlich, ob das Licht aus ist, wenn die Tür zu ist? Immer wenn ich nachgucke brennt es ;-)
Im Ernst: Ich denke, wenn das Prinzip funktionieren würde, hätte es Kühlschrankhersteller längst eingebaut, wäre ja ein gutes Verkaufsargument
Ja, es binkt dann eine LED. Du musst aber zum Nachschauen die Kühlschranktür öffnen und dann ist die LED wieder aus. ;-)
Problemlösungen aus dem 21. Jhd. … Ich sag mal so: Eine sichere Stromversorgung für den Kühlschrank scheint mir in Hinblick auf die Probleme des 21. Jhd. wichtiger, noch wichtiger scheinen mir aber der Erhalt der Anbaubedingungen für Obst und Gemüse, aber die kann man nicht für 99 EUR im Angebot lösen.
Kann man sich Sparen. Das Problem:
Die Wirksamkeit im echten Leben wird oft durch die Nutzungsgewohnheiten eingeschränkt. Das Gerät kann nicht zaubern, wenn:
Standort: Es wirkt nur dort, wo es steht. Ein Shelfy im oberen Fach schützt die Gurke im unteren Gemüsefach kaum, da Kühlschränke oft geschlossene Klimazonen haben.
Der Kühlschrank voll ist: Wenn die Luftzirkulation blockiert ist, erreicht das Ethylen den Filter nicht.
Lebensmittel verpackt sind: Liegt das Gemüse in der Plastiktüte, in der Tupperdose oder in der geschlossenen Gemüseschublade (ohne dass Shelfy in der Schublade liegt), hat das Gerät keinen Effekt auf diese Lebensmittel.
Musst halt für jedes Fach / Tüte / Dose eins kaufen, ist doch logisch.
Dann brauchst du noch nen größeren Kühlschrank, damit deine Lebensmittel noch reinpassen.
Haben die doch bestimmt auch im Angebot zum Black Friday.
Da wird wieder werbemäßig mehr problematisiert, nur um die „Lösung“ zu puschen, als im Alltag wirklich an Problemen entsteht.
Zudem: Sichtbares Licht ist auch eher nachteilig bei vielen Lebensmitteln.
Auch wenn diese, an sich bekannte, Lösung nachweißlich Vorteile bringt, wird sie von den Herstellern nicht implementiert. Warum wohl? Für die meisten Verbraucher sind die heutigen Kühlschränke (mit Feuchtigkeitszonen und 0 Grad-Fächern) ausreichend. Die meisten Lebensmittel werden ohnehin innerhalb weniger Tage bis einer Woche konsumiert oder liegen in Verpackungen unter Schutzgas.
Wie man auf den Bildern sehen kann ist das Ding offensichtlich keine Discokugel für den Kühlschrank. Die Leuchten sitzen innen und leuchten nicht nach draußen. Und Bosch, Siemens, LG und wie die ganzen Kühlschrankhersteller heißen verkaufen stattdessen lieber Ethylenabsorber, die man immer wieder neu kaufen muss. Ob man die überhaupt braucht sei aber in der Tat mal dahingestellt. Richtig ist, dass dieses Shelfy bei den besonders teuren Kühlschränken mit wirklich voneinander isolierten Zonen nur die Luft von einer Zone reinigen kann. Aber selbst gut abschließende Boxen für das Gemüse dürften die Funktion einschränken. Zumindest wenn man es nicht direkt reinlegt. Ich denke das ist alles sehr von den eigenen Gewohnheiten abhängig. Wenn im Haushalt viel Fisch und Harzer Käse gegessen wird lohnt sich die Anschaffung vielleicht alleine schon wegen der Geruchsbekämpfung.
Erdbeeren gehören nicht in den Kühlschrank! Und besser Aussehen bedeutet ja nicht, dass der Geschmack noch genauso gut erhalten wurde.
Die Tomaten auf dem Foto zeugen auch von Unkenntnis. Gehören nicht in den Kühlschrank.