Grünes Licht aus Europa
Unlöschbare Cookies: Netzbetreiber starten gemeinsame Werbeplattform
Die vier großen europäischen Netzbetreiber, Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Orange, werden eine gemeinsame Werbeplattform aufbauen, die von einem neuen Gemeinschaftsunternehmen der Infrastruktur-Dienstleiser aufgebaut werden soll. Grünes Licht für den schon länger gehegten Wunsch kam zum Wochenende von der Europäischen Kommission, die das Vorhaben jetzt gebilligt hat und damit den Weg für eine Werbeplattform frei macht, der Kritiker schon länger große Interessenskonflikte unterstellen.
So können die Netzbetreiber ihre Kunden von Natur aus deutlich einfacher beobachten als andere Anbieter, die nicht den gesamten Datenverkehr ihrer Kunden überwachen können.
Welche Auswirkungen dies haben kann, machte das neue Tracking-System TrustPid deutlich, das die Deutsche Telekom und Vodafone bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Online-Portal der BILD testeten.
Tracking auf Netzbetreiber-Ebene
TrustPid führte ein so genanntes Tracking auf Netzbetreiber-Ebene ein, das Datenströme nicht im Browser bzw. auf den Endgeräten der Kunden auswertete, sondern eine ebene darunter, im Datenfluss zwischen Netzanbieter und Vertragskunde. Der Vorteil für die Werber: Auch Inkognito-Fenster, das Löschen von Cookies und das Wechseln der aktiven Endgeräte führen nicht mehr dazu dass einzelne Nutzerprofile verschwinden. Unlöschbare „Super-Cookies“ auf Netzbetreiber-Ebene würden selbst den Endgeräte-Wechsel vom Android- in das iPhone-Lager überstehen.
Dies scheint mit der neuen Kooperation der vier Unternehmen nun großflächig auf uns zuzukommen. Zwar betonen die gleichberechtigten Netzbetreiber, dass die Werbeplattform von Anfang an so konzipiert sei, dass diese datenschutzkonform arbeite, machen aus dem Tracking einzelner Nutzer aber auch keinen Hehl.
So führt etwa die Deutsche Telekom über ihre ersten Tests in Deutschland aus:
Auf der Testplattform gibt erst die ausdrückliche Zustimmung der Verbraucher Marken die Möglichkeit, über Verlage und Medienhäuser mit ihnen zu kommunizieren. Die einzigen Daten, die dann weitergegeben werden, sind ein pseudonymisierter, digitaler Token, der nicht zurückverfolgt werden kann. Die Verbraucher können mit einem einzigen Klick ihre Zustimmung erteilen oder verweigern und auch alle anderen bereits erteilten Zustimmungen widerrufen. Das tun sie entweder auf der Website der Marke oder des Verlags oder über ein zentrales, leicht zugängliches Datenschutzportal.
Über welche Hilfsmittel die Zustimmung der Anwender letztlich eingeholt wird bleibt abzuwarten.