Plusminus konstruiert Sicherheitslücken
Smarthome-Sicherheit: Unsachliche ARD-Reportage
Die ARD-Sendung Plusminus hat sich in ihrer letzten Folge unter dem Titel „Smart Home: So leicht haben es Einbrecher“ mit dem Thema Smarthome-Sicherheit auseinander gesetzt. Unterton: Die Systeme öffnen Eindringlingen Tür und Tor. Ein wenig differenzierter hätten wir uns die Analyse allerdings schon gewünscht.
Mit Honorar-Hackern und dramatischem Soundtrack ausgeschmückt vermittelt der Beitrag den Eindruck, dass Smarthome-Technik grundsätzlich vom Teufel sei. Einbrecher öffnen aus der Ferne Türen und Internet-Krimininelle hacken installierte Webcams. Schuld sei unter anderem die Politik, die sich gegen verschärfte Sicherheitsvorkehrungen weigere.
Letzteres ist sicher eine Diskussion wert, allerdings machen es sich die Plusminus-Redakteure mit ihrem Beitrag auf Boulevard-Niveau sehr einfach. Aufklärung und praktische Sicherheitstipps hätten sich vor der Kamera vielleicht nicht so gut gemacht wie die gezeigten Pseudo-Hacker, würden dafür aber aktiven wie auch potenziellen Nutzern dieser Techniken helfen.
Soweit für uns ersichtlich, wurde für die Hacks im Videobeitrag der Umstand genutzt, dass ein Standard-Gerätekennwort nicht geändert oder der Zugang vom Anwender aktiv ohne Kennwortschutz freigegeben wurde. Glücklicherweise vergeben die meisten Hersteller von Routern und sonstigen Geräten mit Internet-Anbindung heutzutage per Zufall generierte Kennwörter oder zwingen den Endnutzer, bei der Erstinstallation ein eigenes Kennwort zu vergeben. Auf diese Weise werden Einfallstore wie im Film gezeigt geschlossen. Hersteller, die für extern erreichbare Geräte tatsächlich noch standardisierte Anmeldedaten vergeben gehören dagegen sehr wohl namentlich genannt, hier wäre in der Tat auch politischer Druck wünschenswert.
Tipp für euch: Falls ihr schon länger installierte Router oder sonstige mit dem Internet verbundene Geräte (z.B Webcams usw.) im Einsatz habt kontrolliert mal, ob hier eventuell ein Standard-Kennwort vergeben und nicht geändert wurde. Zudem solltet ihr bei diesen Geräten regelmäßig prüfen, ob Firmware-Updates bereitstehen, die neue Funktionen bringen und oft auch die Sicherheit der Geräte verbessern.
Weiter ist zu kritisieren, dass die ARD-Redakteure alle Systeme und Anwendungen über einen Kamm scheren. Geräte mit Internet-Anbindung können sehr wohl auch für zusätzliche Sicherheit sorgen, beispielsweise in dem ein Türkontakt eine geöffnete Tür meldet oder eine Kamera bzw. Bewegungssensoren Aktivitäten im Raum erfassen.
Die Aufzeichnung der ARD-Sendung könnt ihr hier in der ARD-Mediathek nachsehen.