Erfahrungsbericht: Hausautomatisierung mit RWE SmartHome – vielfältige Möglichkeiten, verbesserungswürdige Apps
Das Thema Heimautomatisierung und iOS-Anbindung ist ein holpriger Pfad. Von einfachen Funksteckdosen mit App-Steuerung einmal abgesehen, bewegen sich derzeit zwar Belkin mit WeMo und Philips mit Hue in die richtige Richtung, sind von einer Komplettlösung aber noch weit entfernt. Abgesehen von diversen eher unkomfortablen Open-Source-Lösungen hat RWE mit SmartHome hier momentan die Nase vorn und uns zu einem Praxistest animiert.
Der beste Einstieg
Für eine ernst zu nehmende Grundausstattung müsst ihr schon etwas in die Tasche greifen. Daher lohnt es sich auf jeden Fall, wenn ihr eines der regelmäßig angebotenen Aktionspakete wählt oder noch besser auf eine der ab und an stattfindenden Rabattaktionen wartet. Zum „Smart Friday“ Ende November konnte man beispielsweise einen Großteil des Smarthome-Zubehörs für deutlich weniger als die Hälfte des regulären Preises erwerben.
Ihr müsst euch zudem entscheiden, wo ihr Prioritäten setzt. Falls ihr nämlich ausschließlich ein paar Lampen bedienen wollt, fahr ihr vermutlich mit einem der oben genannten Konkurrenzprodukte billiger, habt allerdings später dann auch weniger Erweiterungsmöglichkeiten. RWE bietet neben Funksteckdosen nämlich auch Heizungsthermostate, Licht- und Jalousieschalter, Rauchmelder und mehr an, das System lässt sich also enorm ausbauen.
Zum Einstieg benötigt ihr mindestens eine SmartHome-Zentrale (einzeln 189 Euro) und ein zusätzliches Modul, somit ist das 319 Euro teure Starterpaket mit Zentrale, zwei Heizungsthermostaten, einer Steckdose und einem Wandsender für den Anfang sicher nicht die schlechteste Wahl.
Die Kommunikation mit der Zentrale verläuft grundsätzlich über die RWE-Server. Dementsprechend müsst ihr bei der Ersteinrichtung ein Benutzerkonto bei RWE anlegen um die neue Zentrale zu aktivieren. Im normalen Betrieb könnt ihr die Internetverbindung der Zentrale dann auch deaktivieren. Falls ihr aber die durchaus praktische Möglichkeit des Fernzugriffs vom Computer oder iOS-Gerät aus nutzen wollt, wird diese Verbindung weiter benötigt.
Das Interface für die Verwaltung der Geräte ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. RWE setzt hier auf Microsofts Flash-Pendant Silverlight und dementsprechend träge verhält sich das Ganze. Während ihr vom Computer aus Vollzugriff auf euer Smarthome habt und sämtliche Konfigurationen auch ändern könnt, lässt sich das System vom iOS-Gerät aus nur bedienen. Ihr könnt beispielsweise Lichter an- und ausschalten, die Temperatur im Zimmer regeln oder nachsehen, ob Türen und Fenster geschlossen sind. RWE bietet hierfür eine eigene App an, die allerdings nahezu identisch mit dem Webinterface für Mobilzugriffe ist. Hier sehen wir für die Zukunft deutliches Verbesserungspotenzial.
Aber wie läuft das Ganze ab? Wir nehmen unser Setup als praktisches Beispiel.
Die gefühlt wichtigste Funktion ist – zumindest jetzt in der kalten Jahreszeit – die Heizkörpersteuerung. Dazu werden die klassischen Handthermostate an den Heizkörpern durch die mit einem Display und Elektromotor ausgestatteten RWE-Thermostate ersetzt. Im Webinterface legt ihr nun Zimmer für Zimmer euer Zuhause an und weist die neu installierten Thermostate den entsprechenden Räumen zu. Für jeden Raum könnt ihr nun die gewünschte Temperatur vorgeben, und zwar nicht nur pauschal, sondern auch zeit- oder ereignisgesteuert. Beispielsweise hat man es im Bad dann morgens beim Aufwachen bereits mollig warm während für den Rest des Tages die automatisch Temperatur heruntergefahren wird. Falls ihr die Fenster aufmacht, können separat erhältliche Tür- und Fenstersensoren den Heizkörpern signalisieren, dass gerade gelüftet wird und sie dementsprechend nicht mit voller Heizkraft dagegenhalten sollen, bis die Fenster wieder geschlossen sind.
Neben der Raumtemperatur wird von den Heizkörperthermostaten auch die Luftfeuchtigkeit erfasst, ein Feature, dass die Programmierung ausgesprochen netter und praktischer Aktionen zulässt. So schickt beispielsweise der Heizkörper im Keller eine E-Mail, wenn Schimmelgefahr besteht weil die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist.
Ebenso kann ein solcher Wert auch als Auslöser für ein anderes Gerät gesetzt werden. In unserem Setup ist dies ein Zimmerspringbrunnen, der anspringt wenn die Luftfeuchtigkeit zu gering wird. Selbstverständlich schaltet sich der Brunnen bei Erreichen eines Sollwerts ebenso automatisch wieder aus.
Die programmierbaren Steckdosen von RWE haben vor allem in der Weihnachtszeit Konjunktur, aber abseits von Lichterketten und blinkenden Rentieren finden sich etliche weitere Nutzungsoptionen. So etwa das Nachtlicht, dass sich zu einer bestimmten Zeit automatisch wieder ausschaltet, die Fernsehlampe, die man vom Sofa aus per iPhone anschalten kann eben oder der oben erwähnte Brunnen.
Die Kür: Wer eine Solaranlage mit Eigenverbrauchsoption auf dem Dach hat, nimmt einen Außenbewegungsmelder mit ins System. Dieser reagiert nicht nur auf Bewegungen, sondern misst gleichzeitig auch den aktuellen Helligkeitsgrad und erlaubt es somit, bestimmten Geräten oder auch Akkuladestationen nur dann Strom zur Verfügung zu stellen, wenn ausreichend Licht für die Solarproduktion bereit steht.
Und wenn ihr den Bewegungsmelder schon da hängen habt, könnt ihr auch das Licht automatisch angehen lassen sobald jemand an die Tür kommt oder einen Lichterschmuck bei Anbruch der Dämmerung aktivieren, ohne dass ihr jahreszeitenbedingt ständig die Schaltzeiten nachregeln müsst…
Ihr seht schon, mit etwas Kreativität lassen sich hier abgefahrene Schaltungen realisieren. Das auf den ersten Blick vielleicht etwas unübersichtliche System bietet in der Tat enorm vielfältige Möglichkeiten, insbesondere durch die Kombination der verschiedenen Elemente.
Um einen Eindruck davon zu bekommen, was alles geht, scrollt ihr euch am besten einmal durch den Smarthome-Shop. RWE bietet neben den oben beschriebenen Geräten noch etliches mehr an und verspricht zudem eine stetige Erweiterung des Angebots.
Eine Erwähnung wert sind hier auf jeden Fall noch die bei RWE erhältlichen Rauchmelder. Diese sind per Funk vernetzt und schlagen somit im ganzen Haus Alarm, sobald einer der Melder anschlägt. Zudem besteht auch die Möglichkeit, sich per E-Mail oder SMS über den Alarm informieren zu lassen.
Für diese Benachrichtigungspakete fallen allerdings Zusatzkosten an. 100 SMS berechnet RWE mit 14,95 Euro. Mit Bedacht eingesetzt dürfte ein einmal erworbenes SMS-Paket aber auch entsprechend lange halten.
Auch der Fernzugriff über iPhone oder iPad ist nicht komplett kostenlos. Mit der Ersteinrichtung sind zwei Jahre mobiler Zugriff inbegriffen, wer diesen Dienst darüber hinaus nutzen will, muss im Anschluss ebenfalls verträgliche 14,95 Euro pro Jahr berappen.
Unser Fazit:
RWE bietet – zumindest soweit es uns bekannt ist – die komfortabelste und umfassendste Heimautomatisierungslösung mit iOS-Anbindung an. Mit Blick auf die Gerätepreise empfehlen beim Einstieg etwas Geduld – nutzt die immer mal wieder laufenden Sonderaktionen oder die angebotenen Komplettpakete.
Die RWE-App selbst ist leider kein großer Wurf. Wer das Interface vom Computer her kennt, kommt zwar klar damit, wir würden uns aber eine deutlich intuitivere und benutzerfreundlichere Programmierung wünschen. Dasselbe gilt abgeschwächt auch für die Mac-App, fie wenig performante Silverlight-Umsetzung sollte sich mit Standardprotokollen deutlich besser und kompatibler programmieren lassen.