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"Notfallzugriff" angemeldet

Ring Videotürklingel: Einzelne Aufnahmen gingen ohne Gerichtsbeschluss an Behörden [Update]

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27 Kommentare 27

//Update: Amazon widerspricht den Handelsblatt-Aussagen. Weitere Infos hängen unten an.//

Die Amazon-Tochter Ring muss sich vorwerfen lassen, auch in Deutschland ohne den normalerweise erforderlichen Gerichtsbeschluss persönliche Daten an die Polizei weiterzugeben. Konkret geht es dabei um mit der Ring-Videotürklingel erstellte Videoaufnahmen.

Das Wirtschaftsmagazin Handelsblatt hat diesbezüglich bei Amazon angefragt, nachdem bereits im Sommer bekannt geworden war, dass Ring in den USA private Videoaufnahmen von Kunden „auf dem kurzen Dienstweg“ an die Behörden übergeben hat.

Ring

Bilder: Ring

„Notfallzugriff“ kann online beantragt werden

Amazon nennt das Verfahren „Notfallzugriff“. Damit verbunden hat ein Firmensprecher betont, dass die Daten nur dann weitergegeben würden, wenn seitens der Strafverfolger eine unmittelbare Bedrohung n werden kann und die Zeit knapp sei. Die Freigabe setzt die Einhaltung von Amazon vorgegebener Richtlinien (PDF) voraus und kann von den Behörden online beantragt werden. Amazon Deutschland schweigt sich dem Handelsblatt zufolge darüber aus, wie oft bereits Videoaufnahmen oder andere persönliche Daten an die Polizei oder sonstige Behörden übergeben wurden.

Datenschützer äußern im Zusammenhang mit dieser Praxis und der mangelnden Auskunftsbereitschaft des Konzerns allerdings nachvollziehbare Bedenken etwa bezüglich der damit verbundenen längeren Speicherung und Verarbeitung der Aufnahmen ohne Einwilligung. Besonders problematisch sei damit verbunden die Tatsache, dass sich die Personen an der Haustür oft nicht darüber bewusst seine, welche Folgen ein simples Klingeln an der Haustür haben könne.

Amazon könnte nach Ansicht der Datenschützer mit Bußgeldern belegt werden, wenn Kundendaten wie Vertragsinformationen oder Videoaufnahmen ohne dazu verpflichtet zu sein an Ermittlungsbehörden übergeben werden. Betroffene Kunden hätten die Möglichkeit, sich bei der zuständigen Datenschutz-Aufsichtsbehörde zu beschweren, was Konsequenzen wie Untersagungen, Bußgelder oder Schadensersatzpflichten zur Folge haben könne.

Update: Amazon hat keine Aussagen auf Deutschland bezogen gemacht

Amazon hat auf die Veröffentlichung im Handelsblatt reagiert und teilt mit, dass die Aussage, Ring habe zugegeben, personenbezogene Daten an Ermittlungsbehörden in Deutschland weitergegeben zu haben, nicht zutreffend ist. Die Stellungnahme bezog Amazon zufolge auf die allgemeine Verfahrensweise und lässt keine Rückschlüsse darauf zu, ob tatsächlich auch hierzulande so verfahren wurde.

Hier die ursprüngliche Stellungnahme von Amazon im Wortlaut:

Dringlichkeitsanträge sind selten, und jeder Antrag wird von geschulten Fachleuten in unserer Rechtsabteilung genau geprüft. Wir legen die Messlatte für uns selbst in solchen Situationen sehr hoch und machen diese seltenen Ausnahmen nur, wenn die Zeit drängt und die Strafverfolgungsbehörden eine unmittelbare Bedrohung nachweisen können.
Der Schutz der Daten von Kund:innen war Amazon schon immer sehr wichtig, und wir sind der Meinung, dass wir in allen unseren Geschäftsbereichen sehr gut mit den Daten unserer Kund:innen umgegangen sind. Wir arbeiten stetig daran, das Vertrauen unserer Kund:innen zu gewinnen und zu erhalten.

20. Sep 2022 um 12:19 Uhr von Chris Fehler gefunden?


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  • Betroffene Kunden?
    Gibt’s da eine Mitteilung?

    „Lieber Amazon Kunde hiermit geben wir bekannt gegen geltendes Recht verstoßen zu haben. Bitte teilen sie ihrem Anwalt mit die Klage nicht an uns, sondern sich direkt mit der Datenschutz Aufsichtsbehörde in Verbindung zu setzen.
    Liebe Grüße Manfred
    Amazon Kunden Manager“

    „Augen rollen“

  • Aus Erfahrung in meinem persönlichen Umfeld kann ich sagen wie wichtig die unkomplizierte schnelle Sicherung von Bildmaterial möglicher Kameras am Tatort sein kann. In dem Fall waren unsere Behörden zu träge und später das Material gelöscht. Ein Desaster. Ich teile aber grundsätzlich Bedenken zum Datenschutz immer mit.

  • Heißt das die Videos der Klingel liegen grundsätzlich online in ner cloud und die Behörden können bei diesem Beschluss ohne Mitwissen des Eigentümers einfach die Videodateien abfragen ?
    Oder hab ich das falsch verstanden

  • Am Besten – sowas hat man nicht und damit auch keine Möglichkeit den Behörden etwas weiterzuleiten ohne Gerichtsbeschluss!!!
    Datenschutz gilt nur für den Bürger – für die Politiker, Gesetzgeber, Behörden sowie Konzerne dürfte Datenschutz nicht gelten!

  • Und bald kann Amazon in die Wohnung schauen mit der Übernahme von iRobot. Mit den Daten der Größe der Wohnung, bekommt man dann passende Werbung.

  • Mein Name und meine Mobilnummer hat Amazon an deren Inkassounternehmen weitergeleitet, obwohl die unbezahlte Bestellung nicht durch mich erfolgt ist, nie auf meinem Konto auftauchte und auf meinem Konto auch keine anderen ungewöhnlichen Aktionen erfolgt sind. Hintergrundinformationen werden mit aus „Datenschutzgründen“ vorenthalten.
    Anzeige wegen Käufe unter meinem Namen durch dritte ist an die Polizei gegangen, ebenso Beschwerde an den Landesdatenschutzbeauftragten wegen Weitergabe meiner Daten an das Inkassounternehmen.

  • iRobot (Roomba), Ring, Blink, eero – das Amazon-Imperium ist längst bei uns zu Hause angekommen…. Willkommen in der neuen, schönen Welt

  • Datenschutz ist gut und schön, aber wer am www Verkehr teilnimmt, hat doch per se seine Anonymität aufgegeben. Gut, mit VPN und anderen gimmicks ist das zwar möglich zu verschleiern, aber entsprechende Programme heben diese wieder auf. Nur Thor und das Darknet wären da eine Hilfe. Aber welcher Otto Normaluser benutzt das? Ich bin mit meiner Ringtürkamera sehr zufrieden. Ohne die Tür zu beschädigen, passte die Kamera perfekt. Auch hat sich der Aufenthalt einiger Personen, ich wohne in einer preiswerten, aber eher zwielichtigen Gegend einer deutschen Großstadt, hat sich deutlich reduziert. Da sich dies herumspricht, möchte auch keiner mehr mit mir über Gott an der Wohnungstür sprechen, Wohnungsbesuche geschasster Expartner in der Etage reduzierten sich, sonst war die Polizei dreimal im Monat vor Ort um randalierende Personen aus dem Treppenhaus zu entfernen usw.. Das war für mich als unbeteiligte Person zwar immer ein spannendes Hörspiel, nur denke ich die Polizei hat gewichtigeres zu tun. Und der Ablauf war regelmäßig vorauszusehen. Dafür nehm ich die Anonymitätseinschränkung gern hin. Und bei ungutem Gefühl außer Haus und in der Nähe von wlan kann man immer schnell einen Blick vor die Haustür werfen. Nur DHL zur Ablage von Sendungen im Aufnahmebereich konnte ich noch nicht überzeugen, die meinten es wäre zu unsicher… aber bei Kollegen die Pakete in den Unüberwachten Garten stellen… naja, ich mag meine Ringtürkamera.

    • Nur, dass deine Türklingel deinen Besuch ungefragt filmt, ohne dass die eine Möglichkeit haben, sich gegen die Aufnahme, das Speichern und die Verarbeitung der Daten zu verwehren – eigentlich sollte das an sich doch schon illegal sein!

      • Das ist natürlich auch illegal. Genauso egal wie die Weitergabe der Adressen aus dem Adressbuch von WhatsApp zum Beispiel ohne Information an die betroffene Person aber genau wie dort interessiert es niemanden. Und schon gar nicht die zuständigen Behörden.

      • Seinen Besuch und darüber hinaus – er schreibt ja von einem Treppenhaus. Da wirst du auch gefilmt wenn du gar nicht zu ihm möchtest.
        Aber darum ging es hier ja eigentlich nicht und das kann gerne mit in Fachanwalt übernehmen (gefühlt haben wir ja sehr viele hier), sondern um Punkto „Überwachungstechnik schafft (im gewissen Maße) Sicherheit bzw. es schreckt ab.“

    • Attrappe einer Kamera an deiner Tür hätte es auch getan, dann würden sich die Leute genauso fern halten.

    • Und bei ungutem Gefühl außer Haus und in der Nähe von wlan kann man immer schnell einen Blick vor die Haustür werfen. “ Super Vorrausetzungen um dort weiter zu Wohnen… aber Hauptsache ist ja „preiswert“.

  • Drum würd ich mir nie so eine Kamera an die Tür basteln und ins Haus schon gleich gar nicht. Wo immer Daten anfallen weckt man Begehrlichkeiten bei den Behörden. Und solange es keinen wirksamen Schutz dagegen gibt kommt mir der Müll nicht ins Haus.

    • Der Müll (also eine Kamera) kann auch Lokal betrieben werden und es muss nicht ein System genutzt werden welches in Prinzip über Amazon und Co läuft. Das erfordert dann aber für den Nutzer natürlich mehr Arbeit, ist aber möglich. Jedoch meint in der heutigen Zeit der der eine App auf einen Smartphone installieren kann, er sei ein IT Spezialist.

    • Das Problem ist doch nicht die Kamera, sondern die Übertragung der Bilder auf externe Server. Leider ist das ja gang und gebe.

  • ….mhhh, kann schon hilfreich sein….nur nützt das alles sehr wenig, wenn die (Schwer)-Verbrecher doch immer nur mit Samthandschuhen angefasst werden und eigtl. sowieso nicht wirklich belangt werden.
    ….somit geht das dann doch schon wieder eher ins bedenkliche über!

  • Redet mit. Seid nett zueinander!

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