Von 62 cm bis 126 cm in 20 Sekunden
Maidesite S2 Pro Plus: Motorisierter Stehschreibtisch ausprobiert
Keine Zeit? Dann ist diese, ganz kurze Variante für euch. Wir haben uns vor der Order des S2 Pro Plus die folgende Frage gestellt: Handelt es sich bei den motorisierten Stehschreibtischen von Maidesite um billige China-Ware, die nur deshalb überall im Netz auftaucht, weil mehr Geld in Werbung als in das Produkt gesteckt wird? Nach Aufbau, Einsatz und Nutzung fällt unser Fazit eindeutig aus. Nein. Der von uns gewählte Stehschreibtisch ist grundsolide verarbeitet, erstaunlich günstig und eindeutig Hardware, die wir auch Freunden und Familienmitgliedern empfehlen würden.
Jetzt zur längeren Variante: Wer online nach höhenverstellbaren Schreibtischen sucht und nicht ausschließlich die UPPSPEL– und BEKANT-Modelle von IKEA miteinander vergleicht, der landet relativ schnell bei den halbautomatische Modellen des Anbieters Maidesite. Im Web recht häufig besprochen, haben die Tische den Ruf einer günstige Lösung anzubieten, mit der auch Stehtisch-Einsteiger wenig falsch machen können. Wir haben uns das Modell S2 Pro Plus genauer angeschaut.
Und dabei kommen wir vorbelastet: Neben regulären Schreibtischen und Phasen, in denen das MacBook zum Arbeiten schlicht mit nach draußen auf die Wiese genommen wurde, haben wir auch schon mit selbstgebauten Treadmill-Desks im Arbeitsbereich experimentiert. Spazierengehen und gleichzeitig arbeiten. Eine witzige Kombination, die jedoch keinen spontanen Wechsel zwischen Steh- und Sitzposition kennt. Genau hier versprechen motorisierte Lösung wie die Tische von Maidesite deutlich mehr Flexibilität.
Zwei synchronisierte Motoren
Mit zwei synchronisierten Motoren in beiden Tischbeinen, einem Bedienfeld in Handreichweite und einer zusätzlichen Kabel-Durchführung ausgestattet, bewirbt sich der nur 449 Euro teure Arbeitstisch vornehmlich um einen Platz im privaten Arbeitszimmer, ist mit seinen vier Speicherstufen aber auch für die Nutzung in geteilten Büroräumen geeignet, in denen unterschiedlich große Kollegen einen Arbeitsplatz miteinander teilen.
Bevor allerdings der erste Knopf am Bedienfeld des Maidesite S2 Pro Plus gedrückt werden kann, muss das schwere Möbelstück erst mal zusammengebaut werden. Dies hat in unserem Fall gute 45 Minuten benötigt. Problemlos alleine zu realisieren, sind die erforderlichen Arbeitsschritte dabei auf IKEA-Niveau, die Anleitung hingegen (PDF-Download) ist weit davon entfernt so gut nachvollziehbar wie die typischen Handreichungen des schwedischen Möbelhändlers zu sein. Viele Klammern, viele Referenzen und viele Nummerierungen sorgen dafür, dass jede Zeile zwei bis dreimal gelesen werden muss. Das kostet Zeit.
Sind die einzelnen Arbeitsschritte jedoch erst mal verstanden, lassen sich diese mit Schraubendreher und beiliegendem Inbusschlüssel schnell umsetzen. Richtig angenehm ist dabei, das richtige Holzschrauben ausschließlich zur Fixierung des Bedienelementes in die Tischplatte gedreht werden müssen. Das eigentliche Gestell wird an bereits in die Tischplatte eingelassenen Gewinden fixiert, hier muss also weder vorgebohrt noch ausgemessen werden. Sobald die Beinkonstruktion zusammengesetzt und miteinander verschraubt ist, kann diese nur noch auf genau eine Art mit der Tischplatte verbunden werden.
Gute Konstruktion, Handbuch mit Luft nach oben
Im letzten Schritt wird das Steuermodul in die dafür vorgesehenen Aussparungen der Führungsschiene eingehakt, mit den beiden Motoren und den Bedienelemente verbunden und anschließend hinter einer Abdeckung versteckt, die die Kabel unauffällig verschwinden lässt.
Ist die Dreiviertelstunde verstrichen (der Hersteller spricht von 15 Minuten, hat aber offenbar Routine) und der Tisch fertig zusammengebaut wird dieser auf seine Beine gestellt und durch einen längeren Druck auf die Nach-Unten-Taste kurz kalibriert.
Dann weiß der Motor, dass die tiefste Stufe eine Entfernung von 62 cm zum Boden aufweist und zeigt dies auch in seinem Display an. Fortan lässt sich der höhenverstellbare Schreibtisch über das berührungsempfindliche Bedienfeld, dass wahlweise vorne rechts oder vorne links angebracht werden kann, entweder manuell oder über die vier angebotenen Speichertasten bedienen.
Von 62 cm bis 126 cm in 20 Sekunden
Im Standby-Betrieb zeigt das Bedienfeld lediglich eine vollschwarze Oberfläche und keine Inhalte an. Erst wenn die Anzeige durch eine Berührung der schwarzen Front oder einen Druck auf den rückseitig angebrachten Hardware-Taster aufgeweckt wurde, bieten sich die Hoch-, die Runter- und die vier Speichertasten an. Mit den Pfeiltasten lässt sich der Tisch zwischen (gemessenen) 62 cm und 126 cm verstellen und beweg seine Beine dafür mit einer Geschwindigkeit von 3,5 cm pro Sekunde. Für das Ausfahren der Beine von der tiefsten zu höchsten Position benötigt der S2 knapp 20 Sekunden.
Das Motorengeräusch ist dabei angenehm leise. Der Hersteller gibt einen Pegel von unter 45dB an. Was uns aufgefallen ist: Die Motoren laufen im manuellen Betrieb nach dem Ende der Pfeiltasten-Berührung stets noch ein paar Millimeter nach. Dies ist nicht weiter wild, wenn es um die grobe Einstellung der Plattenhöhe geht, macht es jedoch fast unmöglich die gewünschte Höhe beim ersten Anfahren auf den Millimeter genau zu treffen. Allerdings bekommt man davon im Alltag nicht viel mit: Sind die perfekten Arbeitshöhen für stehende und sitzende Sessions einmal ermittelt, können diese mit zwei Handgriffen in den vorhandenen Speicherplätzen gesichert werden und müssen fortan nicht mehr manuell angefahren werden.
Sollen mehrere Familien-Mitglieder oder Arbeitskollegen den Schreibtisch nutzen, bietet es sich an, die Tasten dafür zu reservieren, allen Beteiligten ihr optimale Sitz- bzw. Stehhöhe zuzuweisen. Sind diese einmal eingestellt, muss nur noch die entsprechende Zahlentaste gewählt werden und schon wird die Höhe direkt angefahren. Beim Anfahren der Speichertasten findet kein Nachlauf statt. Hier werden die Motoren kurz vor erreichen der Zielposition kurz langsamer und treffen die Wunschhöhe so immer exakt.
Vier Speicherstufen, manuelle Kontrolle
Wir waren sowohl von der Verarbeitungsqualität (makellos) als auch vom Gewicht des Maidesite S2 Pro Plus (Gestell und Motoren wiegen 26,9 Kilogramm, die Tischplatte noch mal 19,9 Kilogramm) überrascht. Wer diesen in den vierten Stock bringen will, der sollte das Motorenpaket auf jeden Fall zu zweit tragen oder bereits im Hauseingang auspacken und einzeln nach oben wuchten. Habt ihr das Treppenhaus jedoch hinter euch gelassen und den Stehtisch aufgebaut, dann bietet der Maidesite S2 Pro Plus jedoch eine der bequemsten und günstigsten Stehtisch-Lösungen an, die auch im normalen Wohnumfeld nicht gleich als Zweckmöbel aus der Reihe tanzen. Zum Vergleich: der Maidesite S2 Pro Plus kostet 449 Euro, IKEAs kleinerer BEKANT ruft den selben Preis auf und kostetebenfalls 449 Euro.
Was sich der Stehschreibtisch hätte sparen können ist die Timer-Funktion und die USB-A-Buchse, die Rückseitig auf der Bedieneinheit angebracht ist. Eine schlau integrierte Mehrfachsteckdose und eine besseres Management des Stromkabels, für dessen Fixierung keine gesonderten Kabelkanäle vorhanden sind, sondern lediglich selbstklebende Kabelschellen hätte dem S2 Pro Plus hingegen gut zu Gesicht gestanden.
Erst mal der Selbstversuch
Wer zu viel am Schreibtisch sitzt, der sollte seine Arbeitsfächer einfach mal einen Monat lang hin und wieder mit Hilfe eines Kartons erhöhen und so ein Gespür für die Rechnerarbeit im Stehen entwickeln. Habt ihr den Monat hinter euch und wollt regelmäßig stehen, dann könnt ihr mit dem ab 449 Euro erhältlichen S2 Pro Plus von Maidesite nicht viel falsch machen.