Kindle Oasis ausprobiert: Wenn er nur nicht so teuer wäre…
Über die Daseinsberechtigung von E-Book-Readern müssen wir nicht diskutieren. Wer hier und da mal ein paar Zeilen liest, kommt mit dem iPad oder iPhone wunderbar klar. Ernsthaft konkurrieren können die glänzenden Displays unserer Smartphones und Tablets mit dem E-Ink-Bildschirm eines dedizierten E-Book-Readers jedoch nicht. Mit dem Kindle Oasis hat Amazon seit kurzer Zeit ein neues Flaggschiff im Programm. Wir haben uns den zum Preis von 289,99 Euro erhältlichen Premium-E-Book-Reader angesehen.
Die quadratische Form des Kindle Oasis ist verglichen mit anderen E-Book-Readern zunächst ungewohnt und man muss schon nachmessen um zu glauben, dass der Bildschirm mit seinen 9 x 12,3 cm exakt gleich groß wie der des Kindle Paperwhite ist. Das neue Design ist konsequent. Amazon hat den Bildschirmrand an drei Seiten auf 1 cm reduziert und bietet dem Daumen auf der vierten Seite komfortable 2,1 cm Auflagefläche. Ein Konzept, das uns an den klassischen Buchsatz erinnert, ein guter Satzspiegel lässt stets ausreichend Weißraum, damit das Buch bequem in Händen gehalten werden kann. Andere Kindle-Geräte lassen zwar entsprechend viel Platz am unteren Rand, doch dadurch entsteht beim Halten mit einer Hand eine unbequeme Kopflastigkeit. Der Kindle Oasis hingegen liegt dank der seitlichen Daumenauflage wesentlich komfortabler in der Hand.
Neu sind auch die integrierten Sensoren, mit deren Hilfe sich die Bildschirmanzeige abhängig davon, ob der Oasis mit der rechen oder linken Hand gehalten wird, automatisch ausrichtet. Auch das Blättern im Buch ist mithilfe der in die Haltefläche integrierten Navigationstasten sehr angenehm und lässt sich auch zuverlässiger handhaben, als wie von anderen Kindle-Geräten gewohnt per Bildschirmberührung. Der Daumen kann auf der Taste zum Weiterblättern liegen bleiben und am Seitenende genügt ein leichter Druck, um die nächste virtuelle Buchseite aufzuschlagen. Alternativ kann übrigens auch beim Kindle Oasis per Touchscreen navigiert werden, zudem läuft die komplette Menüführung wie bei anderen Kindle-Geräten über den berührungsempfindlichen Bildschirm.
Der Touchscreen des Kindle Oasis schließt bündig mit der Geräteoberfläche ab. Ein „Staubfängerrand“, wie wir ihn von den älteren Kindle-Geräten kennen, fällt damit weg. Die gläserne Oberfläche des Oasis glänzt zwar ein wenig mehr, im Praxiseinsatz wirkt sich dies allerdings nicht störend aus. Um dem an der dünnsten Stelle nur 3,4 mm starken Reader ausreichend Stabilität zu geben, hat Amazon einen metallbeschichteten Rahmen verbaut. Auf das Gesamtgewicht wirkt sich dies offenbar nicht sonderlich negativ aus, der Kindle Oasis selbst wiegt gerade mal 134 Gramm, die zugehörige Akkuhülle bringt weitere 100 Gramm auf die Waage. Zum Vergleich: Der Kindle Paperwhite wiegt in der aktuellen Version 200 Gramm.
Mit Blick auf die Bildschirmqualität schenken sich Kindle Paperwhite und Oasis nicht viel. Beide Geräte verfügen über ein mit 300 ppi aufgelöstes E-Ink-Display und bieten damit eine erstklassige und kontrastreiche Darstellung, auch im grellen Sonnenlicht. Beim neuen Oasis hat Amazon zusätzliche LEDs verbaut. Die verbesserte Ausleuchtung macht sich durch in erster Linie durch stärkere Lichtkraft bemerkbar, nachdem wir auch den Paperwhite jedoch nie mit maximaler Helligkeit betrieben haben, scheint uns diese Verbesserung sind sonderlich relevant. Die von Amazon beworbene bessere Lichtverteilung nimmt man höchstens wahr, wenn man konkret darauf hingewiesen wird.
Das Akku-Konzept des neuen Kindle-Readers spielt mit Blick auf den vergleichsweise hohen Gerätepreis wohl eine tragende Rolle. Amazon hat den internen Akku geschrumpft um das Gerät kompakter und leichter zu machen, liefert dafür aber gleich einen durchdachten Zusatzakku mit. Der Kindle Oasis ist nämlich ausschließlich in Kombination mit einer Lederhülle erhältlich, die den internen Akku gleichzeitig auch nachladen kann. In dieser Kombination soll es der Oasis dann auf bis zu 20 Monate Standby-Zeit bringen.
Im Alltagseinsatz sollte sich das neue Akku-Konzept nicht bemerkbar machen. Der im Reader selbst verbaute Akku hält zwar nicht so lange wie der Akku im Paperwhite, genügt aber für ein paar Tage gewöhnlicher Nutzung. Zum Nachladen ist der Oasis dank einer Magnetverbindung jederzeit schnell in die Hülle mit Zusatzakku eingesetzt und lässt sich darin auch während des Ladevorgangs problemlos und komfortabel nutzen. Geht man davon aus, dass der Kindle bei Nichtbenutzung stets in die schützende Hülle eingeklickt wird, so sollte im Vergleich zu den anderen Kindle-Modellen keinerlei Einschränkung vorhanden sein. Die in drei verschiedenen Farben verfügbare Akkuhülle sieht zudem ansprechend aus und fühlt sich auch sehr wertig an. Der darin enthaltene Akku wird über den Kindle Oasis geladen, ihr müsst als nur den Kindle selbst über Micro-USB mit einem Ladegerät verbinden, um beide Akkus aufzufüllen.
Amazon sieht den Kindle Oasis nicht als Ablösung für andere Kindle-Modelle, sondern hat damit eine zusätzliche Komfort-Option im Angebot. Für den verglichen mit den Basismodellen ohne Frage hohen Aufpreis bekommt man Features, die nicht unverzichtbar sind, aber von eifrigen E-Book-Leser sicher geschätzt werden.
- Kindle Oasis bei Amazon (289,99 Euro)
- Kindle Voyage bei Amazon (189,99 Euro)
- Kindle Paperwhite bei Amazon (119,99 Euro)
- Kindle „Classic“ bei Amazon (69,99 Euro)