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Selbstzahlertermine trotz Kassenfilter

Doctolib: Bundesregierung prüft strengere Regeln für Terminportale

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40 Kommentare 40

Online-Arztterminportale wie Doctolib stehen schon länger in der Kritik. Obwohl Nutzer dort gezielt nach Terminen für gesetzlich Versicherte filtern können, erscheinen häufig Angebote, die nur als Selbstzahler buchbar sind. Bereits im April haben Verbraucherschützer die intransparenten Praktiken bemängelt und Klage eingereicht. Nun hat sich auch die Bundesregierung eingeschaltet und angekündigt, gesetzliche Regelungen zu prüfen.

Doctolib

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat seinerseits eine Klage gegen Doctolib beim Landgericht Berlin eingereicht. Auslöser war die irreführende Darstellung von Arztterminen. Nutzer würden demnach trotz Auswahl entsprechender Filteroptionen mit kostenpflichtigen Privatsprechstunden konfrontiert, zum Teil erst spät im Buchungsverlauf.

Bundestagsanfrage sorgt für Bewegung

Wie Netzpolitik berichtet, wurde die Bundesregierung nun durch eine Kleine Anfrage auf die Problematik aufmerksam gemacht. In der nun veröffentlichten Antwort (PDF-Download) verweist die Bundesregierung darauf, dass die Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) sei. Dennoch werde man gemeinsam mit relevanten Akteuren in Austausch treten.

Zwar lägen aktuell keine belastbaren Hinweise auf flächendeckende Verstöße durch Vertragsärzte vor, gleichwohl sehe man bei der bevorzugten Terminvergabe gegen Selbstzahlung grundsätzlich die Gefahr eines Verstoßes gegen vertragsärztliche Pflichten. Die Bundesregierung hat angekündigt, mögliche gesetzgeberische Maßnahmen zu prüfen.

Mehr Transparenz gefordert

Im Fokus steht dabei nicht nur das Verhalten einzelner Arztpraxen, sondern auch die Funktionsweise der Plattformen selbst. Die Bundesregierung betont, dass kommerzielle Terminportale wie Doctolib klare Mindeststandards einhalten müssten, etwa in Bezug auf die korrekte Anwendung von Filtern und eine diskriminierungsfreie Terminvergabe. In einem früheren Gesetzentwurf war bereits vorgesehen, Standards für digitale Gesundheitsdienste zu definieren. Ob dieser Plan nun erneut aufgegriffen wird, ist offen.

12. Aug. 2025 um 18:25 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


    40 Kommentare bisher. Dieser Unterhaltung fehlt Deine Stimme.
  • Keine Sorge. Die Regierung wird es schon schaffen, das einzige Portal, über das man problemlos online Arzttermine buchen kann, kaputtzuregulieren…

  • Anstatt endlich anzuerkennen das unser Gesundheitssystem krachend gegen die Wand gefahren ist, bekämpft man die Symptome mit aller Härte. Wie lange wollen wir das Problem noch verschieben.

    Das System wird immer teurer, die Einnahmen werden immer weiter erhöht. Die Kosten explodieren. Nicht nur aus technischem Fortschritt, sondern weil Ärzte auch systematisch bescheißen und sehr viele Versicherte (aus diversen Gründen) nie oder zu wenig eingezahlt haben. Ich bin auch NOCH gesetzlich versichert. Aber wenn etwas ist Zahl ich den Ohrenarzt, Orthopäden und Hautarzt halt selber. Ich kann das glücklicherweise, viele andere aber nicht.

    Und alles was uns in dieser verheerenden Lage einfällt ist die Terminportale zu verklagen – die es nur gibt weil der Rest einfach vergeigt wurde.

    Mir fehlen die Worte.

  • „diskriminierungsfreie Terminvergabe.“
    Wenn man aber als Privater den 3,5-fachen Satz bezahlen muss für dieselbe Leistung gegenüber Kassenpatienten, dann ist das natürlich keine Diskriminierung!
    Wenn schon Gleichbehandlung (was ich 100% unterstütze), dann bitte auch gleiche Bezahlung.

    • Der/die betreffende Arzt KANN den drei-Komma-fünffachen Hebesatz bei privatärztlicher Leistung in Rechnung stellen. Muss es aber nicht.
      Er kann auch den 10 fachen Hebesatz in Rechnung stellen. Rechtlich ist das möglich (kommt schon mal, wenn auch selten, vor).
      Das „Problem“ liegt also ganz woanders.

      • Wenn der Arzt den 3,5 fachen Satz, also mehr als 2,3 fach,, verwenden will, muss er dies im Einzelnen beim Patienten für jede einzelne Position begründen. Pauschale Begründungen sind unzulässig. Will er noch mehr als den 3,5 fachen Satz verwenden, geht dies nur über eine Honorarvereinbarung mit dem Patienten. Dann sind übrigens auch die privaten Krankenversicherung und auch die Beihilfe außen vor.

    • bekommst deine Termine auch in Tagestakt, also beschwer dich nicht.

    • Constantin Opel

      Blitzschnelle Termine, wo andere Monate drauf warten müssen.
      Bessere Medikamente.
      Aufwendigere medizinische Behandlung, Einsatz effizienterer Geräte.

      Wer wird hier wohl diskriminiert?
      OK, wer mehr zahlt, kann auch mehr erwarten.

      Aus welchen Kassen wurden und werden die Kosten für Flüchtlinge und Asylanten bezahlt?
      Nicht aus den privaten Kassen.

      Man könnte das auch auf die gesetzliche versus privaten Rentenversicherung ausdehnen.

      • Das mit den schnellen Terminen gilt vielleicht für Ballungszentren, hier auf dem Land warten Privatpatienten genauso lange wie gesetzlich Versicherte, also 2-3 Monate. Übrigens kann sich jeder gesetzlich Versicherte als Privatpatient registrieren lassen. Also einfach machen, wenn’s so dolle ist, aber keine Neiddebatte aufreißen.

      • Ich glaube du lebst da etwas in der Vergangenheit.

        „Blitzschnell“ war mal. Etwas schneller manchmal, oftmals bei den „schlechteren“ Ärzten.
        „Bessere“ Medikamente-> „teurere“ Medikamente mit dem gleichen Effekt.
        „Aufwendigere medizinische Behandlung“ -> „Viel sinnlose rumdoktorei um Zusatzkosten zu verursachen.“
        „Einsatz effizienter Geräte“ -> „Einsatz teurerer Geräte mit ähnlichem Effekt“
        Wenn ich könnte würde ich mit Kusshand aus der PKV rauswechseln.

        Und dein Beispiel mit der privaten Rentenversicherung versteh ich nicht. Für diese muss ich selber zusätzlich zur GRV zahlen um mich abzusichern. Genauso wie jeder GKV-Versicherte das Feld „Selbstzahler“ ankreuzen kann und in das Paradies eines PKV-Versicherten erleben darf ;-)

      • Krass, den Flüchtlingen die Schuld geben läuft hier, aber mein Kommentar wartet seit Stunden auf Freigabe. Was ist denn bei ifun los…?

      • Gleich mal n Screenshot gemacht

    • Informiere dich bitte besser! Faktor 3,5 heißt ganz und gar nicht, dass der Arzt das 3,5-fache des GKV-Satzes berechnet.

    • Also erstens, den AOK Satz 1.0 (von der kommen ja die Sätze) zahlt nicht einmal mehr die AOK.

      Zweitens, 3,5 ist ja lächerlich meine private hat (seinerzeit) schon vor 20 Jahren 5.5 und in Ausnahmefällen 7 oder 8 bezahlt.
      Was hat Du für eine lächerliche private?

      Drittens, gesetzliche (also meine zumindest) zahlt 2.8 und auch schon mal 3.5er Satz.

      Wo ist da der Unterschied?

  • Anstatt endlich anzuerkennen das unser Gesundheitssystem krachend gegen die Wand gefahren ist, bekämpft man die Symptome mit aller Härte. Wie lange wollen wir das Problem noch verschieben.
    Das System wird immer teurer, die Einnahmen werden immer weiter erhöht. Die Kosten explodieren. Nicht nur aus technischem Fortschritt, sondern weil Ärzte auch systematisch „fehlerhaft“ abrechnen und sehr viele Versicherte (aus diversen Gründen) nie oder zu wenig eingezahlt haben. Ich bin auch NOCH gesetzlich versichert. Aber wenn etwas ist zahl ich den Ohrenarzt, Orthopäden und Hautarzt halt selber. Ich kann das glücklicherweise, viele andere aber nicht.
    Und alles was uns in dieser verheerenden Lage einfällt ist die Terminportale zu verklagen – die es nur gibt weil der Rest einfach vergeigt wurde.

    Mir fehlen die Worte

  • Ich war selber Praxismanager und habe die Software für unsere Praxis eingerichtet. Die Praxen selbst bestimmen ihre Angebote und Erreichbarkeiten bei Doctolib. Ich sehe hier teilweise nicht Doctolib in der Schuld. Es stellt nur dar, was die Praxen abbilden/anbieten wollen. Ich wünschte mir mehr Flexibilität bei den Einstellungen, damit der Weg für potentielle Patienten nicht so lang ist, aber kann die Kritik nicht so wirklich nachvollziehen.

    • Dank dir für die Info! Sowas hatte ich schon vermutet.. Es wird nur das preisgegeben was die Praxis preisgeben will.

      • Gerne! Exakt. Wir hatten bspw. schon so viele Bestandspatienten, dass das Kontingent für Doctolib recht klein war. Und klar haben wir da vor allem für Privatversicherte Angebote erstellt. Es ist leider so, dass wir da auch wirtschaftlich denken mussten. Bei uns bekam aber jeder einen schnellen Termin, wenn der Hausarzt eine Dringlichkeit festgestellt hat und das auf der Überweisung stand.

  • Es gibt auch Ärzte bei denen man nur als gesetzlich Versicherter Termine über Doctolib buchen kann, die dann deutlich weiter in der Zukunft liegen als die Termine die man als Privatpatient telefonisch bekommt.
    Hatte gerade so ein Erlebnis: Als ich bei einem Arzt angerufen habe, landete ich in einem Auswahlmenü („drücken sie die 1 wenn sie…, drücken sie die 2 wenn sie…“). Als gesetzlich Versicherter hätte ich dann ausschließlich einen Termin über Doctolib buchen können. Als Privatpatient oder (in meinem Fall) als Patient dessen Behandlung die Berufsgenossenschaft zahlt, war es gar kein Problem zeitnah telefonisch Termine dort und bei weiterbehandelnden Spezialisten zu bekommen.
    Das finde ich schon etwas bedenklich, da so etwas in der Masse weitreichende Konsequenzen hat, unter anderem auch dass Beiträge weiter steigen und trotzdem die Versorgung für die Gesamtbevölkerung schlechter wird. Dadurch dass beide Parteien (gesetzlich- und privat Versicherte! ) so gegeneinander ausgespielt werden schaukelt sich das System nur immer weiter hoch. Ich fände es toll wenn es daher ausschließlich eine gesetzliche Krankenversicherung für alle gäbe und ich denke dass es viele Beamte und selbständige Privatversicherte gibt (die sich gar nicht gesetzlich versichern können), die das genauso sehen.

  • Die Bundesregierung hätte schon vor Jahren an einer einheitlichen Praxissoftware zu digitalen und transparenten Terminverwaltung arbeiten müssen. Stattdessen lassen sie das durch private Unternehmen fragmentieren. Die meisten Ärzte, gerade auf dem Land musst du eh noch anrufen und das X mal, bis da mal jemand ran geht (mit Glück). Manchmal steht da, dass man in die Praxis kommen soll, um einen Termin zu vereinbaren. Aber jetzt wieder schlau tun und regeln. Wenn wir weiter so Greise in die Regierung wählen, werden wir immer hinterher hinken. Und noch schlimmer, verlieren was wir (noch) haben. Prominentes Beispiel Mediamarkt/Saturn (Ceconomy). Oder die Schulen, selbst da ist es Ländersache, jeder was anderes, die Lehrer bekommen das dann hin geklatsch und wissen garnicht, wie man diesen Rotz, der da fabriziert wurde, richtig bedient. Vorausgesetzt die Schule nutzt das überhaupt, weil muss ja auch nicht. Kitas, wieder private Lösungen oder auch nix, mal so, mal so. Hier könnte man noch ewig so weiter schreiben ….

    • Absolut.
      Für solche wichtige Software müsste es einheitliche open source Lösungen von der Regierung geben.
      Aber nein, die lassen lieber private Unternehmen ran und unsere Steuergelder werden dann für die Überprüfung und Regulierung solcher Unternehmen benutzt, anstatt dass man dieses Geld nutzt um Software Lösungen zu schaffen.
      Hinzu kommt, dass die Praxen für den Service bezahlen müssen.

      Mit Datenschutz will ich bei solchen Themen gar nicht erst anfangen.

      Und grundsätzlich ist unser Gesundheitssystem kaputt, denn egal ob ich einen Termin über eine App, der Homepage der Praxis, oder telefonisch buchen möchte, Privatpatienten bekommen quasi sofort einen Termin und Kassenpatienten erst in mehreren Wochen. Teilweise sind die Schmerzen nach 4-6 Wochen Wartezeit schon gar nicht mehr vorhanden.
      So geht´s natürlich auch.

  • Das Problem ist doch ein ganz anderes.

    Warum können Ärzte auf unsere Kosten studieren und später nur noch privat Patienten behandeln.

    Machen (zu Glück) nicht alle aber viele.

  • So lange diese Regierung immer wieder gewählt wird ,wird sich gar nichts ändern.
    Es ist unglaublich was die veranstalten und mit was für Sachen die sich auseinandersetzen.

  • Redet mit. Seid nett zueinander!

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