Bahn: Highspeed-Internet kommt, Familienreservierung geht

Die Deutsche Bahn kündigt gleich zwei weitreichende Veränderungen an, die Bahnreisen in Deutschland betreffen – eine technische und eine tarifliche. Während sich mit einem großangelegten Forschungsprojekt die Aussicht auf stabiles Highspeed-Internet im Zug konkretisiert, sorgt der Wegfall eines beliebten Reservierungsangebots für Familien für Kritik.

Bilder: Deutsche Bahn

Schnelles Internet im Zug

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Gigabit Innovation Track XT“ wollen die Deutsche Bahn, vier Mobilfunkanbieter sowie Technik- und Infrastrukturdienstleister gemeinsam untersuchen, wie sich eine leistungsfähige Gigabit-Versorgung entlang deutscher Bahnstrecken realisieren lässt. Ziel ist es, technische Lösungen für durchgängiges, schnelles Internet während der Zugfahrt zu erproben. Grundlage der Tests ist eine bereits bestehende zwölf Kilometer lange Teststrecke in Mecklenburg-Vorpommern, auf der erste Experimente mit 5G-Antennen direkt neben den Gleisen vielversprechende Ergebnisse geliefert hätten.

Neu sei die Zusammenarbeit aller vier großen deutschen Mobilfunkanbieter – 1&1, Deutsche Telekom, O2 Telefónica und Vodafone – in einem gemeinsamen Netz. Künftig sollen entlang der Bahntrassen Funkmasten aufgebaut werden, die sowohl den künftigen Bahnfunk als auch öffentliche Mobilfunkdienste versorgen. So könnten bestehende Infrastrukturen gemeinsam genutzt und effizienter betrieben werden. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung gefördert und soll zunächst auf die Strecke Hamburg–Berlin ausgeweitet werden, die perspektivisch zur nationalen Musterstrecke für Gigabit-Versorgung im Zug werden könnte.

Reservierungen für Familien teurer

Gleichzeitig ändert die Bahn zum 15. Juni ihre Reservierungspraxis im Fernverkehr. Die bislang angebotene Familienreservierung entfällt. Damit fällt die Möglichkeit weg, Sitzplätze für mehrere mitreisende Familienmitglieder zu einem Pauschalpreis zu buchen. Zukünftig müssen auch Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre eine eigene kostenpflichtige Sitzplatzreservierung erhalten – obwohl sie weiterhin kostenlos mitfahren dürfen . Diese kostet in der zweiten Klasse künftig 5,50 Euro, in der ersten Klasse 6,90 Euro.

Laut Bahn sei die bisherige Familienreservierung ohnehin nur von rund fünf Prozent der Fernverkehrsreisenden genutzt worden. In vielen Fällen, etwa bei einem Elternteil mit nur einem Kind, sei die Einzelbuchung bereits heute günstiger. Verbraucherschützer kritisieren dennoch, dass Familien mit mehreren Kindern künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen müssten – bei Hin- und Rückreise können sich die Kosten für reservierte Plätze auf bis zu 44 Euro summieren. Die Bahn begründet die Maßnahme mit einer Vereinheitlichung des Reservierungssystems.