Neutrale Suchergebnisse gefordert: EU droht Google mit Aufspaltung
Nach der heute verabschiedeten EU-Resolution zu Suchmaschinen wird sich Google in Europa noch weniger willkommen fühlen als zuvor. Die per Abstimmung im EU-Parlament beschlossene, nicht-bindende Empfehlung droht in letzter Konsequenz mit einer Aufspaltung des Konzerns.
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Die Resolution gründet auf einen Antrag, der Google mangelnde Neutralität vorwirft. Das Unternehmen bevorzuge bei der Anzeige von Suchergebnissen beispielsweise eigene Dienste oder platziere bezahlte Werbelinks zu prominent. Das EU-Parlament verlangt von Google, Suchergebnisse „frei von Verzerrungen und transparent“ darzustellen. Der Grünen-Abgeordneten Philipp Albrecht fordert darüber hinaus, dass „Suchmaschinen wie Google neutral sind und keine privatwirtschaftlichen Schaufenster oder Werbeträger für bestimmte Produkte“ und will zudem Einblick in die Suchalgorithmen erhalten, die durchaus nachvollziehbar von Google ebenso gut geschützt werden, wie Coca-Cola das Rezept für das hauseigene Brause nicht rausrückt.
Es ist sicher nicht falsch und auch wichtig, Konzernen wie Google ab und an auf die Finger zu klopfen. Aktionen wie die aktuelle EU-Abstimmung oder den abstrusen Zirkus in Sachen Leistungsschutzrecht beschreibt der bekannte US-Journalist Jeff Jarvis in einem lesenswerten Artikel bei Zeit.de durchaus nachvollziehbar als „Eurotechnopanik“. Jarvis sieht Google von Verlagen und Regierungen zum „Buhmann des digitalen Zeitalters“ gemacht und wirft den Verantwortlichen blinden Protektionismus vor, der am Ende Innovation behindert.
Ich mache mir Sorgen um Technologie in Deutschland. Ich befürchte, dass der Protektionismus, der von Institutionen ausgeht, die vom Internet bedroht werden – das sind vor allem Medienkonzerne und die Regierung – sowie die zunehmende kulturelle Technopanik zu schlechter Gesetzgebung, unnötiger Regulierung und gefährlichen Präzedenzfällen führen wird. Und dass ein feindliches Umfeld entsteht, in dem Technologen, Investoren und Geschäftspartner nur sehr vorsichtig in Deutschland investieren und arbeiten wollen.
Mit Blick auf die EU-Entscheidung muss man wenigstens fragen dürften, wie sich die dahinter stehenden Abgeordneten das perfekte Internet denn vorstellen. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Google nicht staatlich finanziert sondern privatwirtschaftlich tätig ist, wirkt die Forderung nach einer neutralen und nicht auch an wirtschaftlichen Interessen ausgerichteten Anzeige der Ergebnisse abstrus. Vielleicht wäre Europa gut beraten, wenigstens einen Teil der allzu oft für leere Stühle im Sitzungssaal verbratenen Abgeordnetengehälter in Bildung zu investieren und auf diese Weise den kritischen Blick des Einzelnen unter anderem auf Onlineangebote zu fördern – allerdings steht zu befürchten, dass dergleichen noch viel weniger erwünscht ist, als versteckte Werbelinks in Suchmaschinen.