Fotos online sichern, teilen und präsentieren
In MobileMe hatte Apple eine nette und praktische Galerie-Funktion eingebaut, die hübsch anzusehen war und einfache Möglichkeiten der Bildverwaltung mitbrachte und vor allen das Teilen mit anderen sehr bequem machte. Das ganze wurde per iPhoto auch mit dem Desktop synchronisiert.
Nach dem Wechsel zur iCloud hat es eine Weile gedauert, bis Fotos wieder sinnvoll in den Online-Speicher integriert wurden. Leider sind die Möglichkeiten gegenüber MobileMe noch immer begrenzt, so ist die Präsentation der Fotos alles andere als schick und auch das Teilen von Fotos war in MobileMe besser gelöst.
Seit dem Ende von MobileMe haben viele Fotografen also nach Alternativen gesucht, um ihre Fotos online zu speichern, zu präsentieren und zu teilen.
Unser Foto-Spezialist Andreas hat in den letzten Jahren viele Online-Dienste selber genutzt oder getestet (und wieder verworfen). Im Folgenden präsentieren er seine Erfahrungen mit einigen Diensten.
Kriterien
Ein wichtiges Kriterium erfüllt der iCloud Fotostream gut: die Verknüpfung mit mobilen Geräten und dem Desktop. Daran scheitern zahlreiche andere Online-Anbieter.
Während die Anbindung zur mobilen Welt über Apps in der Regel noch realisiert ist (die sich zudem in das Teilen-Menü integrieren) sieht es auf dem Desktop nicht so gut aus. Hier setzen die meisten Dienste auf Finder-Integration, die im Umgang mit Fotos nicht unbedingt erste Wahl ist.
Die Fotos App selber bindet nur iCloud und Flickr ein. Plugins, die das Angebot erweitern, sind bisher rar gesät.
Wer häufiger Fotos online sichert, präsentiert oder teilt, wird sich schnell nach Alternativen umsehen. Entweder nach Plugins für andere Bildverwalter, wobei das beliebte Adobe Photoshop Lightroom mit einer großen Auswahl an Unterstützer glänzt.
Hilfreich sind auch dedizierte Upload- und Sync-Programme, die für viele Online-Fotospeicher angeboten werden.
Ein weiteres Kriterium ist die Online-Darstellung. Hierbei geht es nicht nur darum, die Fotos möglichst attraktiv darzustellen (wer möchte schon seine schicken Aufnahmen im langweiligen Umfeld betrachten), sondern auch die Optionen, einzelne Fotos oder ganze Galerien mit anderen zu teilen – am besten mit Kennwortschutz oder zumindest Direkt-Links.
Eine übersichtliche Oberfläche für die wichtigsten Funktionen zur Foto-Verwaltung ist natürlich von Vorteil.
Ein weiterer Punkt ist natürlich der Preis. Wie viel Geld muss ich ausgeben, um meine Fotos in gewünschter Weise zu speichern. Wie viele Fotos will ich speichern und in welcher Größe (als Online-Backup oder nur als online verfügbare Galerie). Bei fast allen Diensten ist der Einstieg kostenlos möglich, lediglich einige wenige Hersteller erlauben nur Testwochen und danach grundsätzlich kostenpflichtigen Online-Speicher.
Das es auch für die Betreiber nicht ganz einfach ist, ein passendes Kostenmodell zu finden, merkt man daran, dass einige vielversprechend gestartete Dienste bereits nach kurzer Zeit aufgeben mussten, genannt seien hier nur das tolle Everpix (finanziell gescheitert) und Loom (von Dropbox übernommen).
Zenfolio
Ein Werkzeug für Profis ist Zenfolio. Der amerikanische Anbieter hält mehrere kostenpflichtige Pakete bereit. Allen gemeinsam ist, dass unbegrenzt viele Fotos dort präsentiert werden können. Die Pakete unterscheiden sich jedoch in der Größe der Fotos, der Möglichkeit Videos hochzuladen und Verkaufsoptionen.
Zenfolio legt viel Wert auf eine schöne Präsentation der Fotos und ermöglicht problemlos einen kompletten Internetauftritt innerhalb der Plattform. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig, allerdings bedarf es ein wenig Einarbeitungszeit, bis man alle Kniffe heraus hat.
Die Bildverwaltung erscheint teilweise etwas altbacken, funktioniert aber ansonsten tadellos. Das Teilen von Fotos ist gut gelöst – mit einer speziellen App werden geteilte Galerien besonders hübsch aufbereitet.
Zenfolio arbeitet stets an Verbesserungen, sowohl an den Funktionen, wie auch an der Bedienung, wie man als regelmäßiger Nutzer immer wieder erfreut feststellt. Inzwischen wurde auch ein deutscher Printservice hinzugefügt, so dass diese Funktion auch für den DACH Raum sinnvoll nutzbar geworden ist.
Mit SmugMug gibt es einen sehr ähnlich aufgestellten Anbieter mit der gleichen Zielgruppe und durchaus vergleichbaren Preisen und Leistungen. Dieser hebt sich unter anderem durch eine größere Anzahl an zusätzlichen Apps hervor.
Apple iCloud
Apples iCloud wurde entwickelt, um die verschiedenen Geräte möglichst komfortabel miteinander zu verknüpfen. Dies merkt man der aktuellen Online-Galerie leider an. Die Verwaltung mittels der App »Fotos« unter iOS oder OS X gelingt komfortabel, der Web-Auftritt ist dagegen weniger überzeugend.
Dafür kann man das Angebot kostenlos nutzen – 5 GB stellt Apple jedem Nutzer erst einmal frei zur Verfügung. Die Aufpreise für mehr Speicherplatz sind durchaus fair:
50 GB 0,99 € / Monat
200 GB 2,99 € / Monat
1 TB 9,99 € / Monat
Besonders das 50 GB Angebot stellt für viele einen annehmbaren Kompromiss dar, die vor allem Fotos vom und fürs iPhone sichern und präsentieren wollen. Wer Fotos von der Spiegelreflex-Kamera sichern und präsentieren will, kommt damit natürlich nicht aus und wird wohl zum größten, dem Terabyte Speicherplatz greifen müssen.
Die iCloud bietet die Option Alben zu veröffentlichen und so auch Interessenten ohne Apple Account Fotos zu präsentieren. Mal eben einen Link zu einem Foto schicken ist leider nicht vorgesehen.
Insgesamt ist Apples iCloud als Foto-Server sehr rudimentär eingerichtet und kann sich mit anderen, auch kostenlosen Diensten kaum messen.
Flickr
Flickr gehört zu den dienstältesten Online-Galerien. Zwar ist es deutlich ruhiger geworden um den zu Yahoo gehörenden Dienst, aber er hat noch jede Menge Fans und ist in manchen Spezialgebieten der Fotografie immer noch sehr gerne genutzt.
Sicherlich auch, weil der kostenlose Speicherplatz bei Flickr die gigantische Summe von 1 TB beträgt. Der Dienst bietet auch Pro Mitgliedschaften für 5,99 $ pro Monat bzw. 49,99 $ pro Jahr an. Bei diesen entfällt dann die Werbung, zusätzliche Statistiken werden freigeschaltet (interessant für den kommerziellen Einsatz) und der Auto-Uploader für den Desktop kann genutzt werden (früher ein Feature für alle Nutzer).
Flickr bietet für iOS eine eigene App, die Zugriff auf den Account gewährt, ein Upload ist derzeit nicht möglich, da ein deutsches Gericht eine Patentverletzung sah – Flickr / Yahoo versucht dagegen vorzugehen.
Allerdings gibt es jede Menge andere Apps, die Zugriff auf Flickr haben, so dass ihr dort schnell etwas Passendes finden solltet. iOS selber ermöglicht das Teilen auf Flickr, PhotoSync ist ein praktisches Programm zum Teilen von Fotos im Allgemeinen und diverse andere Apps helfen ebenfalls dabei.
Auf dem Desktop sieht es ähnlich aus, das System teilt auch nach Flickr und entsprechend könnt ihr die Fotos App nutzen, um Bilder nach Flickr zu transferieren. Aber zum Beispiel auch Lightroom bietet direkten Flickr-Export an.
Im Netz positioniert sich Flickr ordentlich. Der Fotostream präsentiert die Bilder im modernen Masonry Stil und gibt so auch Panorama-Fotos raus, um zu wirken.
Die Verwaltung ist ordentlich gelöst, allerdings muss man diese erst einmal durchschauen – nicht alles erscheint auf den ersten Blick logisch und manchmal sind zusätzliche Klicks notwendig.
Es sind viele Optionen verfügbar, um Fotos öffentlich oder gezielt einzelnen Personen zu zeigen oder auch ganz für sich zu behalten. Einzelne Fotos oder ganze Alben können schnell geteilt werden oder per Einbettungscode in die eigene Homepage integriert werden.
Fotos können kommentiert werden, Lieblingsbilder lassen sich markieren und so eine eigene Sammlung basteln und Gruppen dienen dazu, sich mit Usern mit gleichen Foto-Interessen zu verbinden.
Wahrscheinlich sind die unterschiedlichen Optionen, zusammen mit dem langen Bestehen von Flickr, ein Grund warum dieser Dienst noch immer eine gewichtige Rolle spielt, obwohl der Name kaum in den Medien auftaucht. Flickr ist praktisch, unspektakulär, aber Flickr funktioniert einfach so, wie viele User es sich wünschen.
Google Fotos
Googles Foto Dienst hat eine noch wechselvollere Geschichte, als Apples Online-Galerien. Die meisten kennen die Bildbearbeitung „Picasa“, die mit Picasa Webalbums eine Online-Galerie zur Seite gestellt bekommen hat. In Google+ gibt es ebenfalls Foto Optionen und andere Foto-Angebote hatte Google ebenfalls kurzfristig im Angebot. Mit Google Fotos wird das Angebot jetzt ersetzt, Picasa wird nicht weiter entwickelt und die Webalbums abgewickelt. Dafür gibt es Fotos mit interessanten Optionen und eigenen Apps für mobile Geräte.
Google Fotos bietet ein durchaus interessantes Preismodell an. Jedem Google Konto stehen bekanntlich 15 GB an kostenlosem Online-Speicher zur Verfügung. Wer jedoch den Upload von Fotos auf „Hohe Qualität“ beschränkt, kann von diesen Fotos beliebig viele in den Online-Speicher schaufeln. Wer eine echte Sicherung plant, muss den Speicher aufstocken zu Preisen von 1,99 $ für 100 GB oder 9,99 $ für 1 TB im Monat.
Wer einen vollständigen Ersatz für Picasa sucht, wird bei Google leider nicht fündig. Für den Mac Desktop gibt es einen Uploader, der automatisch Fotos aus gewählten Verzeichnissen in die Cloud schiebt und damit eine einfache Sicherung erlaubt. Die App für iOS, genannt „Fotos“ bietet da etwas mehr Möglichkeiten und bildet die Oberfläche der Web-Anwendung ab und hält ein paar Extras bereit.
Google Fotos präsentiert eure Fotos durchaus ansehnlich – der Fotostream sortiert diese zwar lieblos in chronologischer Reihenfolge, ruft ihr ein einzelnes Album auf, sieht das jedoch gleich wesentlich schicker aus – auch Google verwendet die Masonry-Ansicht und gibt so allen Fotos passenden Raum.
Die Online-Bildverwaltung ist als eher rudimentär zu bezeichnen. Zwar lassen sich Fotos hochladen, neu anordnen, in Alben umsortieren und löschen, allerdings gibt es keine Mehrfachauswahl, was die Arbeit unpraktisch macht.
Dafür gibt es mit dem Assistenten ein Schmankerl, mit dem man automatisch animierte GIFs und Collagen produzieren kann. Filme (Diaschau mit Musik bleibt der App vorbehalten).
Googles Foto-Plattform ermöglicht eine bequeme Foto-Sicherung, bleibt bei der Verwaltung aber eher auf Grundsätzliches beschränkt. Fotos lassen sich ordentlich präsentieren und leicht teilen, die Online-Verwaltung weist aber ansonsten Lücken auf.
Amazon Drive Fotos
Amazon bietet seit langem Online-Speicher für kommerzielle Kunden an, ebenso wie serverbasiertes Dienstleistungen. Seit geraumer Zeit hat der Onlinehändler sein Angebot auch für Endkunden geöffnet und bietet mit Amazon Drive eine Cloud-Lösung, nicht nur zum Speichern von Fotos an.
Besonders interessant ist Amazons Foto-Speicher für Prime-Kunden. In diesem Multi-Funktions-Abo ist neben dem kostenlosen Premiumversand auch unbegrenztes Streaming von tausenden Filmen und Serienepisoden, sowie kostenloses Ausleihen von Kindle-Büchern enthalten. Fotos können dabei in beliebiger Anzahl und Größe gespeichert werden, sofern sie im JPG-Format abgelegt werden. Ansonsten erhält jeder Kunde 5 GB an freiem Speicherplatz kostenlos und kann zum Beispiel für 20 € jährlich 50 GB Speicher zusätzlich buchen (100 GB / 40 € pA, 1000 GB / 400 € pA).
Der Upload vom Mac erfolgt über eine einfache Software, mit der man die Dateien auswählt und ein Zielverzeichnis wählt oder erstellt. Außerdem werden damit auch Downloads angelegt und überwacht. Für iOS gibt es ebenfalls eine einfache Software zum Speicher-Zugriff.
Fotos lassen sich auf dem amazon drive nur per Browser organisieren. Die Oberfläche wirkt sehr spartanisch, wobei die Verwaltung in Standardfunktionen überraschend komfortabel und die Reaktionsgeschwindigkeit des Systems sehr ordentlich ist. Fotos und Alben lassen sich bequem auswählen und verschieben, löschen oder teilen (per Link, Online-Mail-Service, Facebook oder Twitter).
Die Anzeige der einzelnen Fotos erfolgt vor einem schicken, fast schwarzen Hintergrund. Dort besteht direkter Zugriff auf die Verwaltungsfunktionen und zusätzlich gibt es einen einfachen Online-Editor.
Amazons Online-Foto-Speicher ist überrascht komplett ausgestattet, dafür dass er nur ein „Nebenprodukt“ ist. Die Bildverwaltung erfolgt zwar komplett im Browser, die Internetseite reagiert aber schnell und die Verwaltungsfunktionen wirken aufgeräumt. Preislich ist das Angebot in Ordnung – für Amazon Prime Kunden ohnehin inklusive und damit ein Sonderangebot.
Telekom Magenta Cloud
Kommen wir noch kurz zu einem Angebot aus deutschen Landen, der Magenta Cloud der Telekom. Dieses Angebot ist nicht spezielle für Fotos vorgesehen und stammt eigentlich aus dem Mail-Bereich des Anbieters ab. Realisiert wird es über den zum Telekom-Konzern gehörenden Anbieter Strato.
Die Magenta Cloud bietet für nicht Telekom Kunden immerhin 10 GB kostenlosen Speicher, Kunden der Telekom erhalten 25 GB kostenlosen Speicher. Die Erweiterungsoptionen sind hingegen eher bescheiden mit 50 GB für 4,95 € pro Monat bzw. 9,95 € für 100 GB, weitere Optionen stehen nicht zur Verfügung. Allerdings sind 25 GB kostenloser Speicher nicht zu verachten – hier lassen sich bereits eine ganze Reihe von Fotos speichern, verzichtet man auf RAW-Dateien und sichert dort etwa alle Fotos der mobilen Geräte oder eben JPGs nicht in höchster Auflösung, wie bei den kostenlosen Angeboten von Google.
Vom Mac kommen die Fotos über eine Synchronisations-App auf den Server, eine iOS App sorgt Unterwegs ebenfalls dafür.
Die Darstellung im Netz ist nicht zum Vorzeigen geeignet, sondern lediglich zum Austausch von Fotos. Über die Weboberfläche erzeugt man leicht Links zum Teilen und kann diese auch mit einem Kennwort versehen, sowohl Ordner, als auch einzelne Dateien lassen sich so teilen. Die Verwaltungsoptionen der Weboberfläche als solche sind rudimentär und altmodisch realisiert, aber effektiv.
Die Magenta Cloud der Telekom eignet sich nur zum Sichern und Teilen von JPGs. Die Verwaltung ist auf das nötigste beschränkt und die Bildpräsentation macht wenig Freude. Telekom-Kunden erhalten aber relativ viel freien Speicher zur Auslagerung von Fotos.
Fazit
Grundsätzlich lässt sich das Angebot für Online-Foto-Speicher in zwei Gruppen einteilen: die Foto-Spezialisten, die Wert auf eine schicke Darstellung legen (Zenfolio, Flickr und in Teilen Google Fotos) und die Cloud-Anbieter, die den Foto-Bereich eher nebenbei abdecken.
Alle statten ihr Angebot mit geeigneter Software aus, um Fotos vom Mac oder iPhone/iPad in die Cloud zu bekommen. Je nach Ausrichtung des Angebots mit mehr oder weniger Komfort. Für Foto-Spezialisten gibt es in der Regel eine Apple Fotos oder Adobe Lightroom Integration.
Wer Fotos zum gnstigen Preis vor allem sichern möchte, ist bei Google und Amazon gut aufgehoben. Eine schöne Darstellung bei günstigem Preis bietet Flickr. Zenfolio eignet sich vor allem für Profis, die umfassende Online-Features benötigen und eine konfigurierbare Oberfläche mögen.
Ihr merkt schon, so richtig passt Apples iCloud nicht in die Kategorien. Dafür punktet das Angebot eben mit direkter Integration in die Fotos App, was für den ein oder anderen ebenfalls interessant sein dürfte.