Apple, Samsung, Jonathan Ive und Dieter Rams: Inspiration und Kopie sind zwei Paar Stiefel
Angesichts der ständigen Patentstreitigkeiten zwischen Apple und diversen weiteren Anbietern auf dem Mobilfunkmarkt kommt aktuell eine Diskussion aus dem Jahr 2008 wieder auf. In wie weit hat Apple sich bei anderen Herstellern inspirieren lassen oder gar kopiert? Paradebeispiel in dieser Diskussion ist der ehemals für den deutschen Elektronikhersteller Braun tätige Industriedesigner Dieter Rams.
Die Produkte von Rams haben Apples Chefdesigner Jonathan Ive ohne Zweifel maßgeblich beeinflusst. Die auf den hier eingebetteten Bildern erkennbaren Ähnlichkeiten sind nicht zu leugnen und Ive selbst streitet dies auch gar nicht ab. In einem Interview hat er zu verstehen gegeben, dass er Rams sehr schätze, ihn als Vorbild und seine Designgrundlagen als Inspirationsquelle betrachte. Rams’ „Zehn Thesen für gutes Design“ sind legendär und spiegeln sich in Ives Produktdesign für Apple mehr als deutlich wider.
Wo aber zieht man nun die Grenze zwischen Kopie und Inspiration? Design und Kunst sind untrennbar verbunden, und somit leistet folgendes Beispiel gute Dienste wenn es darum geht, diese Frage zu klären.
Nehmt einen Maler, der die Kunstwelt maßgeblich beeinflusst und seine Theorien an Schüler weiter gibt. Keiner wird einen dieser Schüler des Plagiats verdächtigen, wenn er sich an den Ideen des großen Meisters orientiert um eigene Werke zu schaffen. Zurecht ist aber die Rede von einer Kopie bzw. Fälschung, wenn eines der Werke mehr oder weniger identisch reproduziert wird.
Jony Ive hatte zweifellos die Arbeiten von Dieter Rams vor Augen, als er den ersten iPod, verschiedene Macs oder auch einzelne Interface-Elemente geschaffen hat, mit dieser Inspiration jedoch neue, zuvor nicht dagewesene Produkte geschaffen. Samsung dagegen hat Apple-Produkte erwiesenermaßen als 1:1-Vorlage für den Nachbau in Form und Funktion weitgehend identischer Geräte genutzt.
Das beste Argument gegen die Theorie, die von Jonathan Ive geschaffenen Produkte seien dreiste Kopien, liefert Dieter Rams selbst. Er sieht die Ähnlichkeiten zwischen seinen alten Entwürfen und Apples aktuellen Erfolgsprodukten als Kompliment und wohl auch als einzigartige Bestätigung für die Genialität seiner vor bald einem halben Jahrhundert geschaffenen Design-Thesen.
(Bilder: Apple, Braun, Gizmodo)