Garmin Vivofit: Bluetooth-Fitnessband im ifun-Test
Auch Garmin, bisher vorrangig als Spezialist in den Bereichen Navigation und Outdoor-Sport bekannt, hat mittlerweile einen Fuß in der Tür zum Lifestyle-Thema „Wearable Electronics“. Mit dem Fitnessband Vivofit bedient der Hersteller jene Nutzer, die dezent ihr tägliches Bewegungspensum überwachen wollen und sich ab und an vielleicht auch zu ein wenig mehr Anstrengung animieren lassen.
Das Garmin-Armband ist in fünf verschiedenen Farben erhältlich, im Lieferumfang ist jeweils ein großes und ein kleines Armband der gewünschten Farbe – also quasi eine Männer- und eine Frauenvariante – enthalten. Den Schrittzähler selbst kann man einfach und schnell in das gewünschte Band einsetzen. Wer auf Abwechslung steht, kann sich weitere Armbänder in anderen Farben zusätzlich bestellen. Darüber hinaus wird ein USB-ANT-Adapter mitgeliefert, der bei der Ersteinrichtung behilflich ist oder dann verwendet wird, wenn kein Mobilgerät mit Bluetooth 4.0 verfügbar ist. Dieser aktuelle Bluetooth-Standard wird für die Verbindung mit iOS-Geräten nämlich vorausgesetzt.
Ein Ladekabel oder dergleichen sucht man im Vivofit-Päckchen vergeblich. Das Armband wird von zwei auswechselbaren CR2032-Batterien mit Strom versorgt und soll damit gut ein Jahr lang zu benutzen sein. Damit hebt sich Garmin von der bisher von uns vorgestellten Konkurrenz deutlich ab, allerdings muss man für den Komfort, das Armband nicht alle paar Tage ans Ladegerät hängen zu müssen, auch ein paar Zugeständnisse machen. Das bei Licht hervorragend ablesbare E-Ink-Display bleibt in der Nacht dunkel, Garmin hat keinerlei Beleuchtungsoption in das Armband integriert. Ebenfalls um Batteriestrom zu sparen, synchronisiert sich das Armband nicht laufend selbst, sondern der Datenabgleich zwischen Vivofit und iPhone oder Computer muss per Tastendruck angestoßen werden. Nach ein paar Wochen Benutzung ist meine erste Skepsis diesen Punkten gegenüber jedoch weitgehend verflogen. Die Tatsache, dass beim Vivofit nicht alle paar Tage der Akku leer ist, erweist sich auf Dauer als großer Komfort. Dennoch hätte ich gegenüber einer kleinen, manuell aktivierbaren Beleuchtungsoption nichts einzuwenden.
Sehr bequem und wasserdicht
In Sachen Tragekomfort gibt es die volle Punktzahl für das Vivofit. Das sehr leichte und erfreulicherweise auch wasserdichte Armband liegt beinahe unmerklich ums Handgelenk, die großen Ziffern lassen sich gut ablesen, was das Vivofit (bei Licht) auch zu einem vollwertigen Ersatz für die Armbanduhr macht. Der Verschluss des Armband sorgt allerdings teilweise für Kritik. Offenbar gibt es Nutzer, die regelmäßig Probleme damit haben, dass sich das Armband beispielsweise beim Anziehen ungewollt öffnet. Mir ist das in gut 3 Monaten gerade einmal passiert, aber nachdem mit dem Bitbelt mittlerweile ein Spezialzubehör für das Sichern des Vivofit und anderer Fitnesstracker mit Armband erhältlich ist, scheint dies doch ein weiter verbreitetes, aber auch nicht auf das Vivofit begrenztes Problem zu sein.
Kommen wir zu den Funktionen. Im Video springen wir einmal durch das Menü des Vivofit. In erster Linie zählt das Armband einfach mal eure „Schritte“. Die Anführungszeichen deswegen, weil ein Schrittzähler am Arm von Haus aus nicht so exakt arbeitet, wie ein Gerät in der Hosentasche oder gar am Schuh. Allerdings geht es darum wohl auch weniger, denn ich sehe die Anzeige der Schritte einfach als Aktivitätsindex für die persönliche Kontrolle. Wie von ähnlichen Produkten bekannt, könnt ihr hier ein festes Tagesziel vorgeben, optional bietet Garmin auch die Möglichkeit eines dynamischen Tagesziels, das sich euren Leistungen anpasst und stets für etwas zusätzlichen Ansporn sorgt.
Basierend auf der erfassten Schrittzahl spuckt das Vivofit oder auch die verbundene App dann noch errechnete Kilometer und Kalorien aus. Wer auf derlei Zusatzangaben keinen Wert legt, kann die Anzeige dieser Infos auch deaktivieren. Nicht alltäglich ist die Option, das Vivofit mit einem Herzfrequenzmesser zu verbinden. Das Armband erkennt hier ANT+ Funksensoren auf Anhieb und zeigt dann die aktuelle Herzfrequenz auf dem Display an. Aktivitäten mit verbundenem Herzfrequenzsensor werden zudem gesondert erfasst und lassen sich separat in der App sowie im Garmin Webinterface anzeigen.
Wer sich zu wenig bewegt, wird vom Vivofit-Armband durch einen roten Balken im Display auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Dieser erscheint erstmals nach einer Stunde Inaktivität und wächst dann in Viertelstunden-Abständen an. Es genügt übrigens nicht, eifrig auf einer Tastatur zu tippen, um die Anzeige dieses Balkens zu vermeiden. Das Armband erwartet tatsächlich Bewegung in Form des Gehens oder gar Laufens, damit der rote Strich wieder verschwindet.
Der im Armband integrierte Speicher kann Aktivitäten bis zu 30 Tagen erfassen, dann werden die ältesten Einträge gelöscht, sofern nicht zuvor mit der App oder einem Computer synchronisiert wird. Aber genau dafür haben wir das Armband ja, denn die ins Garmin-Connect-Portal geladenen Daten geben noch einiges mehr her, der Bildschirm des Vivofit zeigen kann. Ihr könnt eure Aktivität nicht nur auf den Tag bezogen, sondern auch im Wochen-, Monats- oder Jahresvergleich anzeigen. Herzfrequenzaufzeichnungen lassen sich hier schön mit Kurve sehen und auch die bislang noch nicht erwähnte Schlafaufzeichnung macht hier Sinn. Ihr aktiviert diese durch einen langen Tastendruck beim Ins-Bett-Gehen und stoppt das Tracking am nächsten Morgen wieder. Als Gegenleistung seht in rin der App nicht nur die im Bett verbrachte Zeit, sondern anhand einer Kurve auch wie ruhig oder unruhig ihr die Nacht verbracht habt.
Garmin iOS-App
Obendrauf gibt’s über Garmin Connect noch verschiedenste Auszeichnungen für erreichte Schritt- und sonstige Ziele und die Möglichkeit, sich mit Freunden oder der Community zu messen. Falls ihr mit dem Armband ausgestattete Freund hinzugefügt habt, werden diese mitsamt ihren Leistungen in einer „privaten“ Bestenliste angezeigt. Was mir sehr viel Spaß bereitet sind aber die öffentlichen Challenges. Hier könnt ihr eure Leistung mit euch fremden Garmin-Nutzern messen und steigt dabei je nach Leistung auch in andere Kategorien auf (oder ab). Es wird also wenn man gut abschneidet mit der Zeit nicht langweiliger, sondern immer anspruchsvoller.
Garmin Connect Onlineportal
Allerdings will ich mir auch die nötige Kritik an der Vivofit-App nicht sparen. Das Garmin-Onlineportal Connect wird bereits von einer immens großen Zahl Anwendern, die in erster Linie über die klassischen Garmin-Themenbereiche Outdoorsport und Navigation kommen, genutzt. Momentan ist Garmin dabei, das Portal komplett zu überarbeiten. Die iOS-App, so hat man den Eindruck, wird dabei etwas stiefmütterlich behandelt und steht in Optik und Funktionsumfang dem Angebot auf Connect ein ganzes Stück nach. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass Garmin die Schwerpunkte in der Tat etwas anders setzt und nicht wie viele Konkurrenten (beispielsweise Jawbone) mehr oder weniger ausschließlich für die mobilen Apps entwickelt. Aber hier ist Besserung nicht nur angesagt, sondern auch durch regelmäßige Updates spürbar. Soeben ist die Connect-App für iOS in Version 2.3 erschienen und bringt unter anderem die Integration der Kalorienüberwachung mit MyFitnessPal.
Garmins unverbindliche Preisempfehlung für das Vivofit liegt bei 119 Euro. In der Praxis bekommt ihr das Armband im Moment bereits für 99 Euro und könnt dabei aus den Farben Schwarz, Grau, Lila, Blau und Grün wählen. Für das Set aus Armband und kompatiblem Herzfrequenzmesser fallen 124 Euro an, jeweils drei farbige Zusatzarmbänder in groß oder klein kosten im Paket 22 Euro.